Zum 21. August 1968

Trotz der Aufforderung des Präsidenten Ludvík Svoboda, Ruhe zu bewahren, kam es vereinzelt zu schweren Zwischenfällen. Die verzweifelten Massen versuchten, die Panzer in den Straßen Prags zu stoppen. Es gab Todesopfer – auch auf der Seite der Invasoren. Überliefert sind zudem Akte zivilen Ungehorsams. Mit Schwejk’scher List wurden Ortstafeln und Straßenschilder vertauscht, abmontiert oder übermalt, um die Besatzer zu täuschen.

Seit Monaten hatten die kommunistischen Reformer um Alexander Dubcek und Ludvík Svoboda und die intellektuelle linksliberale Kulturelite der Tschechoslowakei über die Einführung eines demokratischen Sozialismus gerungen, zu dessen Fundamenten freie Wahlen, eine freie Presse und die Gewaltenteilung gehören sollten.

„Die mutigen Frauen und Männer des Prager Frühlings waren mehr als wohlmeinende Träumer und Dilettanten. In ihnen ehren wir Menschen, die mit ihrem Mut und ihrer Menschlichkeit der Welt ein gültiges Beispiel gaben, ein Beispiel, das uns bewegen sollte, uns endlich der bis heute ungelösten Aufgabe zu stellen, wie Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden für alle Menschen unter der Bedingung knapper werdender Ressourcen organisiert werden können.“ (Letzter Absatz eines von prominenten Politikern und Intellektuellen aus dem rot-grünen Spektrum für die Frankfurter Rundschau verfassten, am 21.8.2008 unter der Überschrift: „Zeit für einen zweiten Frühling“ veröffentlichten Appell)

Literatur:

  • Heinrich Böll, Der Panzer zielte auf Kafka. Heinrich Böll und der Prager Frühling, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2018

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