Zum 18. November 1837

Protest der „Göttinger Sieben“, einer Gruppe von Göttinger Professoren, gegen die Aufhebung der 1833 eingeführten relativ freiheitlichen Verfassung im Königreich Hannover durch König Ernst August I.

Am 12. Dezember 1837 entließ Ernst August I. die Professoren und verwies drei von ihnen – Friedrich Dahlmann, Jacob Grimm und Georg Gottfried Gervinus – sogar des Landes. Gleichzeitig zeigte sich der große Solidarisierungseffekt in der Bevölkerung, die den drei Ausgewiesenen ihr Gehalt aus Spendengeldern zahlte. Spätestens hier wurde erkennbar, dass der Liberalismus als Massenbewegung nun nicht mehr länger durch Beschlüsse und Verordnungen unterdrückt werden konnte. Die Protestaktion, der Protestbrief, fand in ganz Deutschland Verbreitung und förderte eine liberale Gesinnung. Jacob Grimm begründete später seine Entscheidung zu dem Protest in einer Rechtfertigungsschrift: „Die Geschichte zeigt uns edle und freie Männer, welche es wagten, vor dem Angesicht der Könige die volle Wahrheit zu sagen; das Befugtsein gehört denen, die den Mut dazu haben. Oft hat ihr Bekenntnis gefruchtet, zuweilen hat es sie verderbt, nicht ihren Namen. Auch die Poesie, der Geschichte Widerschein, unterläßt es nicht, Handlungen der Fürsten nach der Gerechtigkeit zu wägen. Solche Beispiele lösen dem Untertanen seine Zunge, da wo die Not drängt, und trösten über jeden Ausgang.“ (Jacob Grimm, Über meine Entlassung, 1838)

Als der couragierte Jacob Grimm aus Amt und Land gejagt wurde, traf er beim Überschreiten der Grenze nach Kurhessen auf eine Großmutter mit ihrem Enkel. „Gib dem Herrn die Hand, er ist ein Flüchtling“, sagte sie zu dem Kind. „Von den politischen Meinungen und Taten des Professors Grimm wird die alte Bauersfrau kaum etwas gewusst haben“, schreibt Hans-Albert Walter über diese von Grimm selbst überlieferte Szene, „und ganz sicher hat sie Leitbilder weder gesucht noch gebraucht. Um Grimm zu ehren, genügte ihr, dass er ein Flüchtling war, ein Mensch im Elend.“ (Aus der Rezension des Buches „Hans-Albert Walter, Gib dem Herrn die Hand, er ist ein Flüchtling. Essay, C.W. Leske Verlag, Düsseldorf 2016“, von Wilhelm von Sternburg in: Frankfurter Rundschau vom 13.6.2017)


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