Zum 18. Juli 1939

Der reformierte Pfarrer Paul Schneider wurde als eines der ersten Mitglieder der Bekennenden Kirche vom NS-Regime umgebracht („unser erster Märtyrer“; Dietrich Bonhoeffer). Der KZ-Haft und der Ermordung waren Konflikte in der rheinischen Kirche und Gestapohaft in Koblenz vorausgegangen. Im November 1937 wurde er nach Buchenwald überstellt. Noch vom Zellenfenster aus rief er Mitgefangenen auf dem Appellplatz wiederholt Worte der Ermutigung zu, weshalb er später den Ehrennamen „Prediger von Buchenwald“ erhielt. Nach Folter und Misshandlung tötete Lagerarzt Erwin Ding Schneider am 18. Juli 1939 mit einer Überdosis des Herzmittels Strophanthin.

Ernst Cramer, einer der vielen nach den Novemberpogromen 1938 verhafteten Juden, erinnerte sich Jahrzehnte danach an die Stimme Paul Schneiders, als er mit anderen Juden auf dem Appellplatz in Buchenwald antreten musste: „Der Mann hat die Bergpredigt ganz laut gesagt, und als er beim sechsten Punkt ‚Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen leiden‘ war, da sprach hinter mir einer ganz leise: Das kann kein Jude sein. Das muss jemand sein, für den die Bergpredigt etwas ganz Besonderes bedeutet. Wir wussten ja nicht, wer es war. Wir haben nur die Stimme gehört, und zwar immer wieder und immer die gleiche Stimme, natürlich unterbrochen durch Schmerzensschreie und Gebrüll von den SS-Leuten, das ist klar. Ich möchte sagen, dass diese christlichen Worte auch den Juden, die damals da waren, irgendwie eine Art Stärke gegeben haben.“

Literatur:

  • Margarete Schneider, Paul Schneider. Der Prediger von Buchenwald. Neu herausgegeben von Elsa-Ulrike Ross und Paul Dieterich, SCM Häussler Verlag, Holzgerlingen 2014

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