Zum 17. Mai 1968

Alle neun Beteiligten waren römisch-katholisch und gaben eine Erklärung ab: „Wir konfrontieren die katholische Kirche, andere christliche Institutionen und die Synagogen Amerikas mit ihrem Schweigen und der Feigheit angesichts der Verbrechen unseres Landes. Wir sind überzeugt, dass die religiöse Bürokratie in diesem Land sowohl rassistisch ist als auch mitschuldig an diesem Krieg und feindlich gegenüber den Armen.“ Philip Berrigan wurde verhaftet und zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Daniel Berrigan verfasste folgende Erklärung der Neun in Catonsville:

Verzeihung, gute Freunde, dass wir gegen Sitte und Ordnung verstoßen, indem wir Papier verbrennen anstatt Kinder und die Aufsichtsbeamten im Vorraum des Schlachthofs verärgern. Aber, so helfe uns Gott, wir konnten nicht anders. Wir, die wir das Gesetz verletzen, wenden uns an die Armen der Erde, an die Vietnamesen, an die Völker Lateinamerikas, an die Opfer, an die Soldaten, die töten und für die falsche Sache sterben ohne Sinn, weil sie den Autoritäten jener öffentlichen Ordnung folgen, die in Wahrheit ein massives, etabliertes Chaos ist. Wir sagen: Töten ist Chaos. Leben, Güte, Gemeinschaft und Selbstlosigkeit sind die einzige Ordnung, die wir anerkennen. Wie viele müssen sterben, bis man ihre Stimme hört? Wie lange müssen die Reichtümer dieser Welt geplündert werden im Dienst legalisierten Mordes? Die Zeit ist vorbei, da gute Menschen schweigen durften und den Gehorsam wählen, um keine Gefahr zu laufen. Wann werden wir uns diesem Krieg widersetzen? Für den Preis unserer Freiheit erwerben wir uns das Recht zu sagen: Hier hat die Gewalt ein Ende, hier hat der Tod ein Ende, hier hat die Unterdrückung der Wahrheit ein Ende, und hier hat der Krieg ein Ende.

In seiner Autobiografie To Dwell in Peace stellt Berrigan Überlegungen über die Wirkung des Protests von Catonsville an: „Es war ein kläglicher Akt, ein winziges Leuchtzeichen inmitten des verzehrenden Feuers des Krieges. Aber Catonsville war wie eine Feuerschneise: ein kleines Feuer, das angezündet wurde, um ein großes einzudämmen und zu besiegen. Zeit und Ort waren eigenartig richtig. Sie sprachen für Leidenschaft, Symbol, Repressalie. Catonsville scheint die dunklen Stellen des Herzens aufzuhellen, den Ort, wo Mut und Risiko und Hoffnung auf ein Signal, eine Morgendämmerung,  warten„, schrieb er. „Unser ganzes Leben lang würden in Herzen und Gemütern, in Einberufungsbehörden, in Gefängnissen und Gerichten die Feuer brennen und brennen. Ein neues Feuer, neu wie ein Pfingsten, flammte in abgestumpften und hoffnungslosen Augen auf, die edlen Kräfte der Seele wurden den ‚Mächten der oberen Sphäre’ übergeben. – ‚Da kann man nichts machen!’ Wie oft hatten wir diesen Stoßseufzer gehört: den letzten Seufzer des Menschen, der Seele, der Freiheit. Tatsächlich konnte etwas getan werden und das wurde es. Und würde es in Zukunft.


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