Zum 16. Juni 1976

Der Sowetoaufstand gilt als Anfang vom Ende des Apartheidregimes: Von da an focht die weiße Minderheitsregierung einen Rückzugskampf gegen das wachgerüttelte Weltgewissen und die radikalisierte Jugend am Kap der Guten Hoffnung. Deren Kopf war Tsietsi Mashinini: Er wurde auch zum Präsidenten der neugegründeten Schülerorganisation SSRC gewählt.

Als die Schülerinnen und Schüler der Oberschule in Orlando-West am Morgen des 16. Juni 1976 die Schulandacht mit dem Lied des südafrikanischen Widerstandes („Nkosi sikilel’i Afrika”, „Gott segne Afrika“; inzwischen Nationalhymne) auf den Lippen verließen, sollen sie zu ihren überraschten Lehrern gesagt haben: „Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen.“ Es war der 19-jährige Tsietsi Mashinini, der die Schüler der Morris Isaacson Schule in Soweto nach dem Morgengebet am 16. Juni 1976 auf die Straße führte, um gegen die Einführung der Burensprache Afrikaans als Unterrichtssprache zu protestieren. Bereits am ersten Tag erschoss die Polizei mindestens 23 Schüler; bei monatelang anhaltenden Protesten verloren weitere 550 Menschen ihr Leben.

Das Foto, das einen Schwarzen zeigt, der den tödlich verletzten Hector Petersen in den Armen hält, ging um die Welt. Der zwölf Jahre alte schwarze Junge war bei dem Aufstand von Sicherheitskräften erschossen worden. Das Bild gilt als ikonische Illustration des Apartheidsregimes und hat in besonderer Weise dazu beigetragen, dass seine ungeheuerliche Grausamkeit in der Öffentlichkeit und in anderen Ländern bekannt wurde. „Is there room for Christ this Christmas?“ (Hat Christus diesmal Platz in der Herberge?) fragte der Südafrikanische Kirchenrat (SACC) auf einem Plakat mit diesem Foto zu Weihnachten 1976, das in den Text des Hohepriesterlichen Gebets aus Johannes 17 eingefasst war. Es wurde kurz danach von der südafrikanischen Regierung verboten.


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