Zum 15. Oktober 1940

Premiere des Films Der große Diktator von Charles Chaplin in New York

Diktator Adenoid Hynkel (Charles Chaplin) wird Führer des tomanischen Reiches. Größenwahnsinnig spielt er mit der Weltkugel, erklärt die Juden zu Staatsfeinden und bereitet die Invasion des Nachbarlandes Austerlich vor. Ein kleiner jüdischer Barbier, der Hynkel ungewöhnlich ähnelt, kann aus dem KZ fliehen. Er wird mit dem großen Diktator verwechselt und ändert durch eine flammende Rede die Weltgeschichte.

„Es war Charlie Chaplin, der mit seinem Film ‚Der große Diktator‘ das vielleicht wirkungsmächtigste Gegenbild zu Hitler schuf. Der Effekt war immens. Nazi-Deutschland reagierte mit einem Bann aller Hollywoodfilme, und international wurde die Tragikomödie zu einer Ikone des Widerstands.“ (Daniel Kothenschulte in der Frankfurter Rundschau vom 14. Oktober 2021)

Aus der Schlussansprache im Film „Der große Diktator“:

Es tut mir Leid, aber ich möchte kein Herrscher sein. Das ist nicht meine Sache. Ich möchte niemanden beherrschen und niemanden bezwingen. Es ist mein Wunsch, jedem zu helfen, wenn es möglich ist, sei er Jude oder Nichtjude, Weißer oder Schwarzer.

Wir alle haben den Wunsch, einander zu helfen. Das liegt in der Natur des Menschen. Wir wollen vom Glück des Nächsten leben, nicht von seinem Elend. Wir wollen nicht hassen und uns nicht gegenseitig verachten. In dieser Welt gibt es Raum für alle, und die gute Erde ist reich genug, einem jeden von uns das Notwendige zu geben.

Das Leben kann ja so erfreulich und wunderbar sein, wir müssen es nur wieder lernen zu leben. Die Habgier hat die Seelen der Menschen vergiftet, sie hat die Welt mit einer Mauer aus Hass umgeben, sie hat uns im Stechschritt in Elend und Blutvergießen marschieren lassen. Wir haben die Möglichkeit entwickelt, uns mit hoher Geschwindigkeit fortzubewegen, aber innerlich sind wir stehen geblieben. Maschinen, die uns im Überfluss geben sollten, haben uns in Not gebracht. Unser Wissen hat uns zynisch, die Schärfe unseres Verstandes hat uns kalt und lieblos gemacht. Wir denken zu viel und fühlen zu wenig. Dringender als der Technik bedürfen wir der Menschlichkeit. Dringender als der Klugheit bedürfen wir der Freundlichkeit und Güte. Ohne diese Qualitäten wird das Leben immer gewalttätiger, und alles geht verloren.

Das Flugzeug und das Radio haben uns einander näher gebracht. Das innerste Wesen dieser Dinge ruft nach den guten Eigenschaften im Menschen, ruft nach weltweiter Brüderlichkeit, ruft dazu auf, uns zu vereinen.

Im 17. Kapitel des Lukasevangeliums steht: „Das Reich Gottes ist in jedem Menschen“ – nicht in einem Menschen oder in einer besonderen Gruppe von Menschen, sondern in allen Menschen! In euch! Ihr, das Volk, habt die Macht, die Macht, Maschinen zu erschaffen, die Macht, Glück hervorzubringen. Ihr, das Volk, habt die Macht, das Leben frei und schön zu gestalten, das Leben zu einem wunderbaren Abenteuer werden zu lassen. Lasst uns also, im Namen der Demokratie, diese Macht anwenden, lasst uns alle zusammenstehen. Lasst uns kämpfen für eine neue Welt, eine anständige Welt, in der jeder Mensch die Möglichkeit hat zu arbeiten, die der Jugend eine Zukunft und die dem Alter Sicherheit zu geben vermag.


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