Zum 15. April 1532

„In Zürich trifft er Ulrich Zwingli. Aus der Begegnung wird eine lebenslange Freundschaft. In dieser Zeit der erzwungenen militärischen Ruhe und dem gleichzeitigen intensiven religiösen und politischen Gedankenaustausch mit einem Protagonisten der Reformation schreibt Gaismair sein politisches Manifest, die ‚Tirolische Landesordnung’. Als ideales Gesellschaftsmodell schwebt ihm eine christliche Bauernrepublik vor. Ackerboden und Weinberge sollen denen gehören, die sie bebauen. Der Bergbau und das Handwerk werden verstaatlicht. Jeder Privathandel gilt als Wucher und wird verboten. Ein verzweigtes Netz staatlich kontrollierter Läden soll eingerichtet werden, in denen Beamte die Waren zu ihren Entstehungskosten verteilen. Für alle in Not Geratenen, für Kranke, Alte, für unversorgte Kinder sorgt der Staat. Es wird keine Armen mehr geben. Die Volksherrschaft wird durch Wahlen verwirklicht. Brixen soll zur Landeshauptstadt und zum Sitz der Universität erklärt werden, in der nichts als das Wort Gottes gelehrt werden darf. Brixen und Trient sind die einzigen Städte, die bleiben. Alle anderen sollen wieder zu Dörfern werden, damit kein Unterschied mehr sei zwischen den ‚besseren’ Städtern und den einfachen Bauern.“ (Martin Glauert, Der vergessene Rebell, in: Zeitzeichen Nr. 7/2008, S. 45–47, Zitat S. 47)


RSS