Zum 12. April 1957

18 deutsche Wissenschaftler („Göttinger Achtzehn“) warnen mit dem Göttinger Manifest vor der Gefahr des atomaren Wettrüstens und wenden sich strikt gegen die Aufrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen.

Anfang 1957 mehrten sich die Hinweise auf Pläne der Bundesregierung, die neu geschaffenen Streitkräfte mit taktischen Atomwaffen auszurüsten. Die deutschen Physiker dagegen waren überzeugt, dass sich ein kleines Land wie die Bundesrepublik „noch am besten schützt und den Weltfrieden noch am besten fördert, wenn es ausdrücklich und freiwillig auf den Besitz von Atomwaffen jeder Art verzichtet“. Die Physiker beschlossen, die Bevölkerung schonungslos über die Wirkung solcher Waffen aufzuklären und, wenn möglich, einen Verzicht auf Atomwaffen durchzusetzen. Am 12. April 1957 wandten sich 18 Wissenschaftler mit einem eindringlichen Appell an die Öffentlichkeit. Da die Formulierung von den Göttingern stammte, insbesondere von Carl Friedrich von Weizsäcker, und auch von den anderen Unterzeichnern fast jeder einmal in der Universitätsstadt gewirkt hatte, sprach die Presse von den „Göttinger 18“. Damit war die Verbindung hergestellt zu den “Göttinger Sieben”, den sieben Professoren der Georg-August Universität, die 1837 Protest gegen die Suspendierung der Verfassung durch den König von Hannover eingelegt hatten (vgl. 18. November).

„Die Unterzeichner fühlen sich verpflichtet, auf einige Tatsachen hinzuweisen, die alle Fachleute wissen, die aber der Öffentlichkeit noch nicht ausreichend bekannt zu sein scheinen“, heißt es in dem Manifest. Danach folgt eine Beschreibung möglicher ungeheurer Zerstörungen ganzer Landstriche durch Atom- und Wasserstoffbomben. Die Bedrohung sei „lebensausrottend, ohne eine einzige technische Lösung, große Bevölkerungsgruppen vor der Gefahr sicher zu schützen“. Gleichzeitig bekannten sie sich emphatisch zur Förderung der „friedlichen“ Kernenergie.

Dieses Statement wurde zum Ausgangspunkt der ersten großen antinuklearen Kampagne in der Bundesrepublik (Kampagne „Kampf dem Atomtod“), die binnen kürzester Zeit Hunderttausende auf die Straße brachte. Der Text des Manifests war wegweisend für spätere Argumentationen gegen Atomwaffen wie auch für die explizite Benennung der Verantwortung der sachkundigen Wissenschaftler gegenüber der Öffentlichkeit.

Den Text des Göttinger Manifests der Göttinger 18 finden Sie hier.


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