Zum 11. Januar 2002

Das Gefangenenlager Guantanamo gehört zur Guantanamo Bay Naval Base, einem Marinestützpunkt der US Navy in der Guantánamo-Bucht auf Kuba. Das Camp war nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 unter dem republikanischen Präsidenten George W. Bush errichtet worden, um mutmaßliche islamistische Terroristen ohne Prozess festzuhalten.

Nach Angaben von Human Rights Watch befanden sich nach Öffnung des Lagers bis zu 780 Männer in Guantanamo, darunter 15 Minderjährige. Neun Häftlinge starben in der Gefangenschaft, sechs von ihnen verübten mutmaßlich Suizid. Die Mehrheit der ehemaligen Inhaftierten wurde nachweislich unbegründet in Gewahrsam genommen.

Zum sechsten Jahrestag der Eröffnung des amerikanischen Gefangenenlagers Guantánamo haben über 1100 Parlamentarier weltweit eine Schließung des Militärgefängnisses gefordert.

Zehn Jahre nach Eröffnung werden immer noch 171 Männer in dem Lager festgehalten.

Obwohl US-Präsident Barack Obama bereits im Wahlkampf 2008 versprochen hatte, das Lager zu schießen, sind zwölf Jahre nach Eröffnung des Lagers immer noch 155 Männer inhaftiert. Die überwältigende Mehrheit der Gefangenen wurde nie eines Verbrechens angeklagt.

Aus Verzweiflung über ihre aussichtslose Lage sind im Jahr 2013 mehr als 100 Häftlinge in den Hungerstreik getreten.

Nachdem US-Präsident Barack Obama kurz vor dem Ende seiner Präsidentschaft vier Inhaftierte aus dem Gefangenenlager entlassen hatte, befanden sich im Juli 2017 noch 41 Gefangene auf dem Militärstützpunkt.

Im Juli 2021 hat US-Präsident Joe Biden erstmals einen Häftling aus dem Gefangenenlager Guantanamo an dessen Heimatland Marokko überstellt. Damit verbleiben in Guantanamo Bay in Kuba noch 39 Häftlinge, meist alte und gebrechliche Männer.

Am 30. Januar 2021, fast 19 Jahre nach einem Terroranschlag auf Bali, hat ein Militärtribunal in Guantanamo Anklage gegen drei Männer aus Indonesien und Malaysia erhoben.

„Von den 779 Gefangenen in Guantanamo wurden acht wegen einer Straftat verurteilt. Drei dieser Urteile wurden inzwischen in Berufungsverfahren aufgehoben.“ Mit dieser knappen Information endet der Film „Der Mauretanier“ (USA/Großbritannien 2021; Regie: Kevin Macdonald)

Wie das US-Verteidigungsministerium am 2. April 2022 mitteilte, haben die USA einen Algerier nach fast 20 Jahren Haft in seine Heimat abgeschoben. Das Verteidigungsministerium teilte mit, damit seien noch 37 Gefangene in Guantánamo. Für 18 von ihnen haben die US-Behörden eine Freilassung genehmigt. Anderen Häftlingen soll der Prozess gemacht werden.

Wie das Pentagon am 23. Februar 2023 mitteilte, sind zwei Brüder aus Pakistan in ihr Heimatland zurückgebracht worden. Sie waren im Jahr 2002 in Pakistan festgenommen und 2004 nach Guantánamo gebracht worden. Während ihrer fast 20-jährigen Haft wurden sie nie eines Verbrechens angeklagt.

Somit befinden sich nun noch 32 Insassen in Guantánamo. 18 von ihnen kommen dem Pentagon zufolge für eine Überstellung in ihre Heimat in Frage, sofern diese bereit ist, sie aufzunehmen, drei für eine periodische Überprüfung.

Fionnuala Ni Aolain, Sonderberichterstatterin der UNO für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten bei der Terrorismusbekämpfung, beklagt die Behandlung der letzten Gefangenen von Guantanamo. Ihre Behandlung sei „grausam, unmenschlich und herabwürdigend“, heißt es in dem Bericht, der am 26. Juni 2023 vorgestellt wurde. Das Leid der Gefangenen sei nach zwei Jahrzehnten Haft tief und anhaltend. Ni Aolain hatte als erste UNO-Sonderberichterstatterin Guantanamo besucht.

Literatur:

  • Mohamedou Ould Slahi, Das Guantanamo-Tagebuch. Herausgegeben von Larry Siems. Aus dem Amerikanischen von Susanne Held, Tropen Verlag, Stuttgart 2015
  • Jérôme Tubiana und Alexandre France, GuantánamoKid. Aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock, Carlsen Verlag, Hamburg 2019
  • Amnesty International, Right the Wrong. Decision Time on Guantánamo (2021)
  • Gedichte aus Guntánamo. Aus dem Englischen und Arabischen übersetzt von Sandra Hetzl und Kerstin Wilsch, herausgegeben von Sebastian Köthe, Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2022

 


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