Zum 10. Mai 2013

Am 10. Mai 2013 hat die Richterin Yassmin Barrios in Guatemala-Stadt in einem historischen Urteil Ex-Diktator Ríos Montt wegen des Genozids an 1771 Ixil-Indios zu 50 Jahren Gefängnis und weiteren 30 Jahren wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Von vielen Seiten wurde es als Meilenstein der guatemaltekischen Justiz gefeiert. Es war weltweit das erste Mal, dass ein ehemaliger Staatschef von einem nationalen Gericht des Völkermords schuldig gesprochen wurde. Das Urteil gilt als internationaler Präzedenzfall. Seither ist Yassmin Barrios eine Gallionsfigur der internationalen Rechtsprechung. Dem Jubel der Menschenrechtler folgte allerdings schnell Ernüchterung: Zehn Tage nach dem Spruch wurde er wegen angeblicher Verfahrensfehler schon wieder aufgehoben. Am 5. Januar 2015 wurde der Prozess gegen Ríos Montt neu aufgerollt. Trotz einer Demenzerkrankung sollte ihm im Januar 2016 erneut der Prozess gemacht werden. Eigentlich solle sich Ríos Montt am 11. Januar 2016 vor Gericht verantworten, doch in letzter Minute wurde der Prozess auf unbestimmte Zeit verschoben. Als Grund wurden „verfahrensrechtliche Fragen“ genannt. Ein neuer Prozess kam immer wieder ins Stocken. General Ríos Montt kam nie ins Gefängnis. Als er am 1. April 2018 starb, stand er unter Hausarrest. Erst nach seinem Tod wurde das ursprüngliche Urteil bestätigt. Die Richterin Yassmin Barrios hatte zu diesem Zeitpunkt allerdings längst ihre Freiheit verloren, sie wurde angegriffen und stigmatisiert.

 


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