Zum 1. September 1939

Allein 27 Millionen Sowjetbürgerinnen und -bürger hat „das nationalsozialistische Deutschland getötet, ermordet, erschlagen, verhungern lassen, durch Zwangsarbeit zu Tode gebracht“ (aus der Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier am 18. Juni 2021 anlässlich des Überfalls Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941; den Wortlaut finden Sie hier). 5,7 Millionen Angehörige der Roten Armee sind während des Zweiten Weltkriegs von der Wehrmacht gefangen genommen worden; drei Millionen von ihnen starben in der Gefangenschaft.

Die beiden großen Kirchen hielten 1939 an der Propagandathese eines Angriffskrieges, eines „gerechten Krieges“ fest und riefen zu treuer Pflichterfüllung gegenüber Führer, Volk und Vaterland auf. Im Oktober 1939, nach dem Ende des Raubkrieges gegen Polen, ordnete zum Beispiel der Geistliche Vertrauensrat, das höchste Gremium des staatsnahen deutschen Protestantismus, eine Kanzelabkündigung zum Erntedankfest an, in der Gott nicht nur für die Ernte der Bauern gedankt wurde, sondern auch für die andere „reiche Ernte“ auf den polnischen Schlachtfeldern: „Wir danken ihm, dass er unsern Waffen einen schnellen Sieg gegeben hat.“

 

Literatur:

  • Helmut Kurz, In Gottes Wahrheit leben. Religiöse Kriegsdienstverweigerer im Zweiten Weltkrieg, unter Mitwirkung von Helmut Donat, herausgegeben von der Internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi, Deutsche Sektion e.V., sowie von pax christi Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart. Mit einem Vorwort von Reinhold Gieringer und Wiltrud Rösch-Metzler, Donat Verlag, Bremen 2021

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