Zum 1. Januar 1994

Beginn des Aufstands der Zapatistischen Nationalen Befreiungsarmee (EZLN) in Chiapas/Mexiko

Am Neujahrstag 1994 besetzten vermummte Aufständische die frühere chiapanekische Provinzhauptstadt San Cristóbal de las Casas sowie die Zentren von sechs Landkreisen. Es war der Tag, an dem die nordamerikanische Freihandelszone (Nafta) in Kraft trat, die für die Bevölkerungsmehrheit nicht Gutes versprach. In ihrer ersten Erklärung unter dem Titel !Ya basta!, „Heute sagen wir: Es reicht!“, nannte die Generalkommandantur der Rebellen, des Ejército Zapatista de Libaración Nacional (EZLN – Zapatistische Nationale Befreiungsarmee), die Ziele des Aufstands: Arbeit, Land, Obdach, Nahrung, Gesundheit, Erziehung, Unabhängigkeit, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und Frieden. Der Name der Zapatisten wurde in Anlehnung an einen radikalen Anführer der mexikanischen Revolution (1910–1917), Emiliano Zapata, gewählt.

Eine bis heute wirkende historische Errungenschaft liegt in der konkreten Verbesserung der Lebensverhältnisse vieler in Chiapas lebender Indigener: Da Mexiko den Forderungen der EZLN nach unter anderem Demokratie und Anerkennung indigener Lebensweisen immer noch nicht nachkommt, haben die Zapatistas das schon selbst umgesetzt: Sie errichteten ein regionales Autonomieprojekt, das trotz permanenter Angriffe durch Armee und Paramilitärs ein Leben in relativem Frieden ermöglicht.

“Als Journalisten die aufständischen Zapatistas in der mexikanischen Provinz Chiapas danach fragten, welches Projekt einer neuen Gesellschaft sie sich für Mexiko vorstellten, antworteten sie: ‘Una sociedad en la cual caben todes.’ – ‘Eine Gesellschaft, in der alle Platz haben.’ Ein solches Projekt impliziert durchaus eine universale Ethik. Es schreibt aber keine universalistischen Prinzipien vor. Weder universalistische allgemeine Normen noch universalistisch geltende determinierte Produktionsverhältnisse werden vorgeschrieben.” (Franz J. Hinkelammert, Die Sachzwänge der freien Marktwirtschaft, in: Junge Kirche 1/1996, 13–20.13)

Am 21. Dezember 2012 zogen die Zapatisten mit 40.000 Anhängern in Schweigemärschen durch alle Städte, die sie 1994 besetzt hatten.

Literatur:

  • Reflexionen einer Rebellion. ‚Chiapas‘ und ein anderes Politikverständnis, herausgegeben von Ulrich Brand und Ana Esther Ceceña,Westfälisches Dampfboot Verlag, Münster 1999

RSS