Zum 1. August 1914

In England verweigerten, überwiegend in friedenskirchlicher Tradition, ca. 16.000 Menschen die Teilnahme am Krieg, in Russland etwa 800 Tolstoianer. Zu einer nennenswerten Zahl von Kriegsdienstverweigerern wie in diesen Ländern kam es in Deutschland nicht.

Nach der „Novemberrevolution“ 1918 in Deutschland riefen die beiden damaligen bedeutendsten pazifistischen Organisationen, die von Bertha von Suttner mitgegründete „Deutsche Friedensgesellschaft (DFG)“ und der „Bund Neues Vaterland (BNV)“, unter der Parole „Nie wieder Krieg“ eine Kampagne ins Leben, deren Ziel es war, die persönlichen Erinnerungen an die Kriegsgräuel durch alljährliche Massenkundgebungen am 1. August, dem Tag des Beginns des Ersten Weltkriegs, wach zu halten und die Menschen für die Durchsetzung einer dauerhaften Friedenspolitik zu aktivieren. In Dänemark und Schweden wurde dieser Tag schon zuvor, während des Krieges, als Antikriegstag begangen. Bei der Gründung des „Friedensbundes der Kriegsteilnehmer (FdK)“ im Oktober 1919 wurde festgelegt, alljährlich am ersten Augustwochenende Massenkundgebungen zur Erinnerung an den Kriegsbeginn 1914 zu organisieren, die den Friedenswillen des deutschen Volkes bekunden sollten. Zur ersten Kundgebung am 1. August 1920 im Berliner Lustgarten riefen Organisationen der Friedensbewegung sowie der Arbeiterjugend auf. 1921 traten Vertreter der SPD, der USPD und des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes dem „Nie-wieder-Krieg-Ausschuss“ bei. Dieses Bündnis machte aus den Antikriegsaktionen eine Massenbewegung, am 31. Juli 1921 beteiligten sich im ganzen Reichsgebiet etwa 500.000 Menschen in etwa 250 Städten an den Kundgebungen. Doch schon der Antikriegstag 1922 zeigte, dass die Nie-wieder-Krieg-Bewegung ihren Höhepunkt überschritten hatte. Bemerkenswert war jedoch die Ausweitung auf internationaler Ebene. Über die bereits genannten Länder hinaus wurden in der Schweiz, in Österreich, Portugal, Skandinavien und auf dem Balkan Antikriegstage durchgeführt.


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