Zivilcourage

ZIVILCOURAGE, wörtlich Bürgermut, setzt sich aus den beiden Wörtern zivil (lateinisch civilis, 1. bürgerlich – nicht militärisch, 2. anständig, annehmbar) und courage (französisch „Mut“) zusammen. Der Begriff Zivilcourage wird Otto von Bismarck als Wortschöpfung zugeschrieben. 1864 soll er, wie Robert von Keudell 1901 in seinen Erinnerungen schreibt, aus Enttäuschung über einen Verwandten, der ihn im Reichstag nicht unterstützt hat, gesagt haben: „Mut auf dem Schlachtfelde ist bei uns Gemeingut, aber Sie werden nicht selten finden, dass es ganz achtbaren Leuten an Zivilcourage fehlt.“ Nachgewiesen wird der Begriff erstmals 1835 in Frankreich als „courage civil“, Mut des Einzelnen zum eigenen Urteil, später als „courage civique“, staatsbürgerlicher Mut. Der deutsche Begriff Zivilcourage umfasst beides. In vielen anderen Sprachen kommt der Begriff nicht vor. So hat John F. Kennedy seine Studie über Persönlichkeiten der US-amerikanischen Geschichte, die sich durch Zivilcourage ausgezeichnet hatten, „On the Courage“ genannt. Das Wort Zivilcourage stand ihm im Englischen nicht zur Verfügung.

Bei Zivilcourage denken wahrscheinlich die meisten an bedrohliche Situationen wie Schlägereien, Belästigungen usw. Das liegt sicher daran, dass solche Fälle besonders spektakulär und oft genug auch besonders entsetzlich sind, wenn wieder einmal niemand bereit war zu helfen. Aber Zivilcourage fängt schon viel früher und im Kleinen an, nämlich immer dann, wenn man etwas nicht gerecht oder falsch findet, man etwas dagegen tun will und dies vor anderen (öffentlich) tun muss, dabei das Gefühl hat, im Nachteil oder unterlegen zu sein, und der Erfolg des Einsatzes eher unsicher ist und eher Nachteile als Vorteile zu erwarten sind.


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