Wisent – König des Waldes

WISENTE oder Europäische Bisons sind die größten Landsäugetiere Europas. Sie werden bis zu drei Meter lang und haben eine Schulterhöhe von bis zu zwei Metern. Die Bullen wiegen zwischen 500 Kilogramm und einer Tonne, Kühe zwischen 300 und 500 Kilogramm. Das urtümlich anmutende Rind ist eng mit dem Amerikanischen Bison verwandt. Allerdings leben sie nicht in der Prärie, sondern bevorzugen feuchte Laubmischwälder, wo sie sich von Knospen, Laub, Rinde und Gras ernähren. Diesem Lebensraum entsprechend ist der Wisent als Herdentier nur in kleinen Gruppen anzutreffen. Typische Herden umfassen zwölf bis 20 Tiere und bestehen aus Kühen und Jungtieren. Die männlichen Tiere sondern sich im Alter von etwa drei Jahren von der Gruppe ab und gehen ihre eigenen Wege.

Während Wisente früher über ganz Europa verbreitet waren, gab es Ende des 19. Jahrhunderts in der Wildnis nur noch zwei Wisentpopulationen im Białowieża-Urwald in Polen und im Westkaukasus in Russland. 1919 wurde der letzte Flachland-Wisent in Europa erschossen, 1927 folgte der letzte Berg-Wisent im Kaukasus. Damit waren die Wildrinder in ihrem natürlichen Lebensraum ausgerottet. Nur 56 Tiere überlebten in einigen Zoos und Gehegen. Deren Nachfahren wurden ab 1952 wieder erfolgreich im Białowieża-Urwald ausgewildert. Wie der WWF am 12. September 2022 mitteilte, leben in Polen wieder mehr als 2.000 freilebende Wisente. 1996 startete der WWF gemeinsam mit mehreren europäischen Zoos und Tierparks ein weiteres Projekt, um in Gefangenschaft gezüchtete Wisente auszuwildern. Im April 2013 wurden im Wald des Prinzen zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg im Rothaargebirge im Sauerland eine kleine Herde von acht Tieren ausgewildert, die mittlerweile auf 40 Tiere angewachsen ist. Die Herde hat sich inzwischen geteilt: Eine Hälfte ist im Siegerland unterwegs, die andere im Hochsauerlandkreis. In Deutschland gibt es laut einer Untersuchung im Auftrag des WWF ausreichend Platz für die großen Wildrinder. Sehr geeignet für eine Wiederansiedlung seien das Müritz-Gebiet, die Region Cottbus-Spreewald-Guben, der Harz und der Pfälzer Wald, wie der WWF am 24. November 2017 unter Berufung auf eine Studie der Humboldt-Universität Berlin mitteilte. Im November 2020 ist es erneut gelungen, Wisente aus europäischen Zoos wohlbehalten in den Norden Aserbaidschans zu transportieren. Im November 2022 sind erneut zehn Wisentkühe vom Tierpark Berlin nach Aserbaidschan transportiert worden. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative des aserbaidschanischen Umweltministeriums, des WWF und des europäischen Zooverbands. Mittlerweile (Stand 2023) umfasst der Wisent- Bestand in freier Wildbahn wieder 8.225 Tiere.

Erstmalig wird der Wisent durch den Menschen in steinzeitlichen Höhlenmalereien dokumentiert. Die frühesten dieser Zeugnisse sind mehr als 30.000 Jahre alt. Besondere Berühmtheit erlangten die Darstellungen in der Höhle von Altamira in Nordspanien.


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