Vulkane – schlafende Riesen

Die Erde ist ein gewaltiger Feuerball, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht danach aussieht. Unter uns lodert und glüht es gewaltig. Seit Urzeiten gibt die Erde Lebenszeichen durch Feuer speiende Berge. Durch ihre Fruchtbarkeit bieten vulkanische Böden einen begehrten Lebensraum. Doch die tödliche Gefahr, die von den schlafenden Riesen ausgeht, ist stets gegenwärtig. Sie zeigen, wie dünn der Erdmantel an vielen Stellen ist und wie vergänglich die Errungenschaften der Zivilisation angesichts dieser Naturgewalten immer bleiben werden.

Ohne VULKANE gäbe es kein Leben auf der Erde. Sie sorgen für ausreichend Wärme, fruchtbare Böden und gestalten als Architekten die Oberfläche des Planeten immer wieder neu. Unzählige Tierarten sind von den Feuerbergen abhängig. Trotz all ihrer lebenspendenden Eigenschaften sind Vulkane auch gefährlich. Sieben Mal haben sie in der Erdgeschichte Massensterben verursacht. Zu viel Kohlendioxid in der Atmosphäre führte zu tiefgreifendem Klimawandel, an den sich die allermeisten Arten nicht anpassen konnten. (Zur Sendung Ein perfekter Planet – Vulkane)

Vulkanismus ist ein für terrestrische Himmelskörper normales Phänomen. Auf vielen Welten des Sonnensystems finden sich Spuren erloschenen Vulkanismus, wie beispielsweise auf dem Erdmond oder dem Mars. Die vulkanisch aktivste Welt des Sonnensystems ist der Jupitermond Io. Im Fall der Erde schmelzen in einer Tiefe ab 100 Kilometern, in der Temperaturen zwischen 1000 und 1300 Grad Celsius herrschen, Gesteine zu zähplastischem Magma, das sich in großen, tropfenförmigen Magmaherden in zwei bis 50 Kilometern Tiefe sammelt. Wenn der Druck zu groß wird, steigt das Magma über Spalten und Klüfte der Lithosphäre auf. Magma, das auf diese Weise an die Erdoberfläche gelangt, wird als Lava bezeichnet. Die geographische Verteilung kann man mit Hilfe der Erkenntnisse der Plattentektonik verstehen. Weltweit gibt es über 1900 aktive Vulkane, und Vulkanausbrüche sind an der Tagesordnung. In dem 40.000 Kilometer langen Pazifischen Feuerring befinden sich gut drei Viertel aller aktiven Vulkane der Erde. Als Teil der südamerikanischen Anden gehört zu ihm auch der 5897 Meter hohe Vulkan Cotopaxi in Ecuador, der höchste aktive Vulkan. In Indonesien, dem Land mit der höchsten Anzahl und Dichte an Vulkanen weltweit, gibt es 130 aktive Vulkane.

Am 28. Januar 1841 wurde bei einer Expedition der südlichste aktive Vulkan Mont Erebus in der Antarktis entdeckt.

Der Vulkan Ol Doinyo Lengai in Ostafrika ist der einzige Vulkan weltweit, der Kalk-Lava ausspuckt. Dringt die heiße Masse aus dem Krater, so ist sie schwarz, beim Erkalten wird sie weiß.

1996 wurde die Vulkanregion von Kamtschatka, die größtenteils als Naturpark ausgewiesen ist, von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt (Kamtschatka ist eine Halbinsel in Nordostasien, die zur Region Kamtschatka im Föderationskreis Ferner Osten der Russischen Föderation gehört).

Der weltgrößte und bekannteste Supervulkan ist der Yellowstone im Yellowstone-Nationalpark. Supervulkane sind an einer besonders großen Magmakammer unter dem Vulkangebiet zu erkennen Die Magmakammer des Yellowstone-Vulkans ist 60 Kilometer lang und 40 Kilometer breit und fasst etwa 15.000 Kubikkilometer Magma. Ein Ausbruch wäre die ultimative Katastrophe. Nordamerika würde meterhoch unter Asche versinken, Rußpartikel würden die Sonne so sehr verdunkeln, dass auf der Erde eisige Temperaturen herrschten. Sein nächster Ausbruch ist nach Auffassung von Geologen fällig, und es gibt Anzeichen für einen in geologischen Zeiträumen baldigen Ausbruch (eventuell innerhalb einiger tausend Jahre). – Als der einzige Supervulkan Europas gelten die Phlegräischen Felder („brennende Felder“), eine etwa 20 Kilometer westlich des Vesuvs gelegene 120 Quadratkilometer große Region in der süditalienischen Region Kampanien.

Der größte und aktivste Vulkan Europas ist der Ätna in auf der italienischen Insel Sizilien. Er ist 600.000 Jahre alt, 3352 Meter hoch und ist schon über 100-mal ausgebrochen. Er wird rund um die Uhr bewacht. Im Juni 2013 hat die Unesco den Ätna in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen.

Der Vogelsberg in Hessen ist mit etwa 2500 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Vulkangebiet Mitteleuropas. Im Juli 2017 wurde in Schotten (Vogelsbergkreis) das Erlebnismuseum Vulkaneum eröffnet.

Wenn sich ein Vulkankrater mit Wasser füllt, entsteht ein Kratersee. Da Krater in der Regel kreisförmig und von einem höheren Kraterrand umgeben sind, besitzt ein Kratersee nur kleinere Zuflüsse und häufig keinen Abfluss. „Es gibt nichts Geheimnisvolleres und Faszinierenderes als die Kraterseen erloschener Vulkane … eine spiegelglatte, stahlgraue Wasserfläche im frühen Morgenlicht.“ (Aus: Patrick Leigh Fermor, Der Baum des Reisenden. Eine Fahrt durch die Karibik, Fischer-Taschenbuch)

Maare, das Markenzeichen des Vulkangebiets der Westeifel, lehren den Betrachter, dass nicht alle Vulkane „Berge“ sind. Denn die runden bis ovalen Krater sind in die Erde eingesenkt. Sie entstanden dort, wo heißes Magma beim Aufstieg auf Wasser traf. Schlagartig verdampfte das Wasser, massive Explosionen waren die Folge. Zurück blieb ein Trichter mit einem ringförmigen Wall, der sich mit Grundwasser füllte. Die Menschen aus der Region gaben ihm den Namen „Maar“. Im ältesten Eifelmaar, dem Eckfelder Maar bei Manderscheid, fanden Geologen ein schwangeres Urpferdchen und die älteste Honigbiene der Welt, die vor 45 Millionen Jahren im tropischen Klima am Rande des Sees lebte. Die in Maaren vorgefundenen Sedimente geben Forschern mittels sedimentologischer Untersuchungen Einblicke in die klimatische Vergangenheit der Erde.

Eine Million Unterwasservulkane soll es schätzungsweise geben, aber nur die wenigsten sind überhaupt bekannt.


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