Tierwelt Madagaskars

Meeresströmungen sind der Schlüssel für die Artenvielfalt Madagaskars. Sie gilt weltweit als einzigartig. Nirgendwo leben so viele Tierarten, die an keinem Ort sonst vorkommen: vom merkwürdigen Fingertier über Streifentenreks, die an unsere Igel erinnern, bis zum kleinsten Chamäleon der Erde, das auf einer Streichholzschachtel Platz findet. Viele von ihnen gelangten vor etwa 50 Millionen Jahren von Afrika aus über das Meer auf die Insel: Sie schwammen oder kamen mit einer Art Floß. Dabei halfen ihnen die damals noch günstigen Meeresströmungen, berichteten Forscher im Fachmagazin PNAS. Als sich vor etwa 20 Millionen Jahren die Strömungen veränderten, gelangten nur noch Tiere, die fliegen konnten, nach Madagaskar. Die meisten Arten, selbst Amphibien, seien vorher per Floß gekommen, wahrscheinlich auf einer Art Pflanzenmatte.

Die Insel gilt als das Reich der Lemuren, eine Teilordnung der Primaten. Lemuren kommen ausschließlich auf Madagaskar und kleineren Inseln in der Nähe vor. Der größte, der Indri, lebt ausschließlich in den Regenwäldern im Osten der Insel. Rund 100 Arten sind bekannt. Anders als die meisten Primaten fressen sie hauptsächlich Blätter statt Früchte. Der Grund für die besonderen Fressgewohnheiten der Lemuren könnte der relativ niedrige Proteingehalt des dortigen Obstes sein, vermuten Forscher im Fachblatt „Scientific Reports“ vom 31. Oktober 2017. Laut dem am 9. Juli 2020 von der Weltnaturschutzunion IUCN vorgelegten Update für die Internationale Rote Liste der bedrohten Arten sind von den insgesamt noch 107 existierenden Lemurenarten 103 gefährdet; 33 Arten stehen kurz vor dem Aussterben.


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