Seegraswiesen

SEEGRASWIESEN sind eine Pflanzengesellschaft auf Sandböden im Meer- oder Wattbereich. Diese Ökosysteme existieren vornehmlich in Küstenbereichen überwiegend unter Wasser und bilden dort ausgedehnte Wiesen. Sie säumen fast auf der ganzen Welt die flachen Küstenregionen, kommen von der Wasseroberfläche bis zu einer Tiefe von 40 Metern vor und schützen die Küsten vor Abtragung.

Die Seegräser leben in diesen Wiesen in Gemeinschaften mit anderen Pflanzen und Tieren. Ihre Blätter bieten stabile, harte Oberflächen. Sie tragen oft große Populationen von Algen, aber auch von Kleintieren, die in den weichen Sedimenten nicht leben könnten. Mit diesem Bewuchs stellen sie für pflanzenfressende Fische und andere schwimmende Organismen eine wichtige Nahrungsquelle dar. Seegräser bilden die Grundlage für ein Ökosystem, das zahlreichen Tieren, darunter auch bedrohten Arten wie Meeresschildkröten und Seepferdchen, ein Zuhause ist. Von vielen Fischarten werden Seegraswiesen als „Kinderstube“ genutzt. Beispielsweise heften Hornhechte und Heringe ihre Eier an die Halme des Seegrases. Die dichten Blättermatten der „Wiese“ schützen die Jungfische vor Fressfeinden. Andere Tiere legen ihre Gänge in der Nähe der Wurzelsysteme der Seegräser an. Dies schützt sie vor räuberischen Feinden, und sie können hier leichter graben. Im Herbst besuchen Ringelgänse und Pfeifenten auf dem Vogelzug die Seegraswiesen, um sich von den Blättern und den Wurzeln des Seegrases zu ernähren. Watvögel ernähren sich von Schnecken und anderen Kleintieren der Wiese. Seegraswiesen versorgen die Erde mit großen Mengen Sauerstoff in Quadratmeter Seegras produziert bis zu 15 Liter am Tag. Sie nehmen Millionen Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf, setzen aber auch Treibhausgase frei, vor allem Methan.

Das Neptungras (Posidonia oceanica) bildet im Mittelmeer ausgedehnte Unterwasserwiesen, die bis zu 50.000 Quadratkilometer bedecken. Jede fünfte Mittelmeerart benötigt Neptungras als Lebensraum. Dieses einzigartige, nur im Mittelmeer vorkommende und dort das am meisten verbreitete Seegras könnte jedoch schon Mitte dieses Jahrhunderts infolge der Klimaveränderung verschwunden sein, denn die sehr langsam wachsenden Algenfelder reagieren extrem sensibel auf die Erwärmung des Meeres. „Die Todesrate des Neptungrases verdreifacht sind, wenn die maximalen Wassertemperaturen um nur drei Grad ansteigen“, warnten Forscher im Jahr 2012 im Fachmagazin „Nature Climate Change“. Selbst bei relativ optimistischen Prognosen werde 2050 der Punkt erreicht sein, an dem die Seegraswiesen des Mittelmeers aussterben. Weil diese Unterwasserwiesen bis zu 42 Prozent der CO2 Emissionen der gesamten Mittelmeerländer speichern, ginge auch die wichtige Funktion als Kohlenstoffsenke mit dem Verschwinden der Neptungraswiesen verloren. Weitere Informationen finden Sie hier und hier.

Forscher der University of Western Australia und der Flinders University in Adelaide berichteten am 1. Juni 2022 im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B“ von ihrer Entdeckung eines Seegrasteppichs der Seegras-Art Posidonia australis, der sich auf einer Länge von 180 Kilometern vor der Westküste des Landes erstreckt und mindestens 4500 Jahre alt ist. Vermutlich handelt es sich die um die größte Pflanze der Welt.


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