Regenwurm – unverzichtbarer Bodeningenieur / Bodentiere

REGENWÜRMER können in bestimmten Bereichen einen Anteil von bis zu 90 Prozent der Biomasse der gesamten Bodenfauna ausmachen, wobei die Wurmdichte bis zu 2000 Individuen pro Quadratmeter erreichen kann. Indem sie organische Reste fressen und als wertvollen Humus wieder ausscheiden, nehmen sie als Destruenten eine zentrale Stellung beim Abbau organischer Substanzen ein. Die Rückführung organischen Materials in den Boden ist eine wesentliche Grundlage für das Funktionieren eines Ökosystems. Durch ihre Wühltätigkeit wird der Boden gelockert und kann so mehr Wasser aufnehmen, er wird besser durchlüftet und durchmischt. Ein derart bearbeiteter Boden ist auf natürliche Weise fruchtbarer, besser vor Erosion geschützt und kann Hochwasser zurückhalten. Die lufthaltigen Gänge der Regenwürmer sorgen dafür, dass aerobe Bakterien mit genügend Sauerstoff versorgt werden und sich abgestorbene Pflanzenteile besser zersetzen. Weltweit waren 2008 etwa 670 Arten der Regenwürmer (der Familie Lumbricidae) bekannt. Zusätzlich wird aber eine unbekannte Anzahl morphologisch nicht unterscheidbarer Kryptospezies vermutet.

Laut der 2016 um einen Band zu Bodenlebewesen erweiterten, vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geführten Roten Liste bestandsgefährdeter Tiere in Deutschland sind hierzulande 47 verschiedene Regenwurmarten nachgewiesen. Die bekannteste ist der Lumbricus terrestris, der Gemeine Regenwurm. Zwei Arten – Aporrectodea smaragdina und Octodrilus argoviensis – wurden erstmalig in der Bundesrepublik nachgewiesen. Zwei der 47 Regenwurmarten gelten als im Bestand gefährdet, 14 Arten sind aufgrund extremer Seltenheit gegenüber Bedrohungen wie Versiegelung, intensiver Landwirtschaft oder globalem Klimawandel besonders anfällig und bei drei Arten war ein negativer langfristiger Trend zu beobachten. Die gute Nachricht: Über die Hälfte der gegliederten Würmer sind nach bisherigem Kenntnisstand als ungefährdet anzusehen.

„Ist der menschliche Rasewahn pandemisch geworden, hält er sich für Fortschritt. Sein Preis: Allerwärts plattgewalzter Humus in Form von Asphaltierungen und Betonierungen.
Neben den Plattwalzungen bohrt unverdrossen Seine Majestät Lumbricus terrestris, der Regenwurm, Höhlengänge ins Erdreich, damit dieses weiterhin leben, das heißt atmen und Wasser trinken kann. Wer sagt da noch, das verstehe sich doch von selbst?“
(Kurt Marti, Heilige Vergänglichkeit. Spätsätze, Radius Verlag, Stuttgart 2010, S. 43)

Der Bioland Landesverband Bayern verleiht jedes Jahr symbolisch den Goldenen Regenwurm, eine Auszeichnung für „Landwirte, die sich um die Förderung des Bodens und der Bodenfruchtbarkeit verdient gemacht haben“.

15. Februar: Tag des Regenwurms

 

Bodentiere

Bodentiere sind unersetzbar. Sie halten den Motor des Energiesystems des Bodes in Gang, indem sie abgestorbene Pflanzen zersetzen und die enthaltenen Nährstoffe recyclen. „Unter einem Hektar Land leben 15 Tonnen Bodenlebewesen. Das entspricht dem Gewicht von 20 Kühen.“ (Bodenatlas 2024, S. 6)

In einer am 25. Oktober 2019 in der Zeitschrift Science veröffentlichten Studie haben Forscher auf die eminente Bedeutung der unterirdischen Artenvielfalt aufmerksam gemacht und unter anderem eine Verbreitungskarte der Regenwürmer erstellt. Sowohl durch die Klimaveränderung als auch durch eine zu intensive Bewirtschaftung nimmt die Biomasse der Bodentiere kontinuierlich ab. Der Verlust lässt sich durchaus mit dem Insektensterben vergleichen. Allerdings findet er bislang nur wenig Beachtung, weil er verborgen im Erdreich stattfindet und nicht vor aller Augen.

Dominierender Teil der Lebensgemeinschaft im Boden sind die nur wenige Millimeter langen Fadenwürmer. Diese auch Nematoden genannten Tiere sind die weltweit häufigsten Tiere der Erde: Ein Forscherteam hat errechnet, dass auf jeden Menschen der Erde geschätzt 57 Milliarden Fadenwürmer kommen. Sie brächten ein Gewicht von 300 Millionen Tonnen auf die Waage – 80 Prozent der menschlichen Weltbevölkerung.


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