Raucher

Schwarze RAUCHER und Weiße Raucher gehören zu den weltweit um die 600 hydrothermalen Quellen, eines von vielen Ökosystemen in der Tiefsee. Sie stoßen bis zu 287 Grad heiße Flüssigkeit aus, in der verschiedene Stoffe gelöst sind, die durch die Vermischung mit dem kälteren Umgebungswasser eine Wolke bilden, sodass der Eindruck einer Rauchwolke entsteht, die aus dem röhren- oder kegelförmigen mineralisches Gebilde quillt. Während die Flüssigkeiten in vielen Regionen dunkel sind und die Quellen deshalb Schwarze Raucher genannt werden, sind sie anderswo, beispielsweise mit Golf von Kalifornien, transparent (Weiße Raucher). Raucher entstehen überwiegend dort, wo Kontinentalplatten auseinanderstreben. In diese Zonen dringt mit Mineralien vermischtes Meerwasser bis zum heißen Basalt und Magma, wird dort erhitzt und wieder als heißes Quellwasser in das kalte Meerwasser ausgestoßen.

Überraschenderweise lebt im Umkreis dieser heißen Quellen eine Lebensgemeinschaft mit einer Vielzahl verschiedener Mikroorganismen und Tieren, zum Teil in engster Symbiose. Dieses Ökosystem wurde erst 1977 in einer Tiefe von ca. 2400 Metern entdeckt. Inzwischen wurden diese lichtunabhängigen Lebensgemeinschaften überall in der Welt im Umkreis heißer Tiefseequellen beobachtet. Das heiße, mineralhaltige Thermalwasser versorgt primitive Lebewesen mit Energie und Nährstoffen. Um sie herum haben sich autarke Biotope voller Bakterien entwickelt. Diese leben in völliger Dunkelheit unter anderem von der Oxidation von Schwefelwasserstoff. Die extremen Umweltbedingungen, wie sie in den hydrothermalen Feldern der Tiefsee in der Nähe der Raucher herrschen, lassen an die Verhältnisse in der frühen Erdgeschichte denken, in denen Evolutionsbiologen den Ursprung des irdischen Lebens sehen. Felder hydrothermaler Tiefseequellen sind nur ungefähr 20 Jahre aktiv. Dann verstopfen die ausgefällten Mineralien die Röhren und Spalten, und die Quellen versiegen. Damit stirbt auch die Fauna in der nun für sie lebensfeindlich gewordenen Umgebung. Wie die Lebewesen an neue Felder hydrothermaler Quellen kommen, ist bisher nicht erforscht.

Im April 2010 haben Forscher in der Karibik die weltweit tiefsten bekannten Unterwasser-Geysire entdeckt. Die heißen Quellen liegen knapp 5000 Meter unter der Wasseroberfläche in einem Tiefseegraben vor den Kaimaninseln. Sie schleudern Fontänen von extrem heißem, kupferreichem Wasser über einen Kilometer hoch ins umgebende Meerwasser – mehr als vier Mal so hoch wie bei allen bisher bekannten Quellen dieser Art. Der Fund dieses weltweit tiefsten Hydrothermal-Systems deute darauf hin, dass solche heißen Quellen in Tiefseegräben und anderen Spreizungszonen der Erdkruste häufiger sein könnten als bisher angenommen, berichteten die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“.


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