Quallen

QUALLEN zählen zu den ältesten Tieren der Erdgeschichte und sind noch heute in allen Meeren zu Hause. Sie sind wahre Lebenskünstler: Durch ihre Anpassungsfähigkeit waren sie in der Lage, 670 Millionen Jahre der Evolution zu überdauern. Die kleinsten dieser Meeresbewohner haben einen Durchmesser von knapp einem Millimeter, die größten von mehreren Metern. Mehr als 2500 verschiedene Arten sind bekannt. Obwohl sie zu 99 Prozent aus Wasser bestehen, schillern diese geheimnisvollen Urwesen in allen Regenbogenfarben. Ihr Körper ist ein Gebilde aus nur zwei hauchdünnen Zellschichten, einer inneren und einer äußeren. Dazwischen liegt eine Gallertmasse als Stützschicht, die gleichzeitig Sauerstoffreservoir ist. Darüber versorgt die Qualle ihren Körper mit Sauerstoff. Die Tiere sind hocheffizient, ungemein wandlungsfähig und übernehmen eine wichtige Funktion im Ökosystem Meer – sie reinigen quasi als „Meerespolizei“ durch das Vertilgen von Plankton das Wasser. Zudem sind sie Nahrung für 100 Fischarten.

Bislang gingen Forscher davon aus, dass sich Quallen durch Wellenbewegungen im Wasser vorwärts drücken. Jetzt fanden sie heraus: Manche Arten können sich auch vorwärts saugen. Damit das klappt, erzeugen sie Unterdruck in ihrem Inneren, und der Sog zieht sie voran.

Tropische Würfelquallen benutzen vier ihrer 24 Augen zur Navigation: Sie blicken damit über die Wasseroberfläche hinaus und erkennen Bäume und Wurzeln, an denen sie sich im trüben Mangrovensumpf orientieren. Die Quallen sind so in der Lage, eine für den Nahrungserwerb optimale Wasserzone anzusteuern, berichteten dänische Biologen im Jahr 2011. Es sei erstaunlich, dass diese lediglich einen Zentimeter großen Tiere, die nur ein einfaches Nervensystem entwickelt haben, zu einem so komplexen Verhalten fähig sind, schreiben die Forscher im Fachblatt „Current Biology“. Möglich werde diese Sinnesleistung wahrscheinlich dadurch, dass die unterschiedlichen Augentypen der Quallen auf jeweils nur eine Aufgabe spezialisiert sind. Würfelquallen verfügen nicht wie die meisten anderen Tiere über ein einzelnes Augenpaar, das vielfältige Funktionen übernimmt. Stattdessen besitzen sie mehrere unterschiedliche Typen von Augen mit jeweils ganz speziellen Aufgaben. Die ungewöhnliche Organisation der Sehorgane ermöglicht komplexe Sinnesleistungen auch ohne Signalverarbeitung durch ein großes Gehirn. Die oberen Linsenaugen der Qualle Tripedalia cystophora seien ein Beispiel dafür, sagt Anders Garm von der Universität Kopenhagen, der Leiter des Forscherteams. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, unabhängig von der Körperlage des Tieres visuelle Signale von oben zu empfangen.


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