Pantanal

Das südamerikanische PANTANAL (portugiesisch für Sumpf) ist das größte Feuchtgebiet der Erde, mit etwa 230.000 Quadratkilometern Fläche fast halb so groß wie Deutschland Es liegt durchschnittlich nur knapp 95 Meter über dem Meeresspiegel. Das Pantanal besteht aus einem verzweigten System von Flüssen und Seen und erstreckt sich von dem brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul auch auf den Mato Grosso und die Nachbarländer Bolivien und Paraguay. Darin hat sich ein artenreiches Feuchtgebiet entwickelt.

Durchquert, gespeist und entwässert wird das Gebiet vom Río Paraguay. Auf seinem 600 Kilometer langen Weg durch die Tiefebene des Pantanal hat er nur ein Gefälle von 30 Metern. Deshalb kann das Wasser, das aufgrund der Niederschläge im nördlichen Hochland über zahlreiche Flüsse in das Becken abfließt, das Gebiet nur sehr langsam wieder Richtung Süden verlassen. Einmal im Jahr, während der Regenzeit von November bis März, werden weite Teile der Tiefebene überschwemmt; zwei Drittel des Gebietes stehen teilweise metertief unter Wasser. So entsteht ein komplexes System aus Savannen, riesigen überschwemmten Wasserflächen, regenwaldartigen Flussgaleriewäldern und Trockenwäldern, ebenso wie ein Mosaik aus Flüssen, Seen und seichten Lagunen, deren Ausdehnung und Größe vom jährlichen Wechselzyklus von Regen- und Trockenzeit bestimmt werden. Während der Regenzeit zieht sich das Vieh – aber auch die wilden Tiere – in die Trockenwälder und auf die Uferdämme der Flüsse zurück, die jeweils durch Sedimentablagerungen entstanden und entstehen.

In diesem einzigartigen Naturparadies gibt es mit geschätzten 665 Arten von Vögeln mehr als im gesamten Europa, und Ornithologen bezweifeln, dass schon alle entdeckt werden konnten. Das Pantanal hat das größte Vorkommen von Hyazinth-Aras in Brasilien und es ist ein sehr wichtiges Rückzugsgebiet für den vom Aussterben bedrohten Riesenotter geworden. Unter den etwa 123 Säugetierarten befinden sich die Raubtiere Jaguar, Puma und Ozelot und ihre Beutetiere wie Sumpfhirsche, Pekaris und Capybaras, die größten Nagetiere der Welt, die bis zu 70 Kilogramm schwer werden. Weiterhin gibt es mindestens 2000 Pflanzenarten, 269 Fischarten, unzählige Reptilien und Amphibien sowie eine Vielzahl von Insekten. Der Vogel Jabiru, der Riesenstorch, ist das Symbol des Pantanals. Kaimane bevölkern mit 35 Millionen Exemplaren dieses Gebiet. Wenn der Río Paraguay das Pantanal überflutet, ist das Sumpfgebiet mit riesigen Seerosen, Victoria, bedeckt.

Durch Industrialisierung und Rodung ist das Pantanal akut gefährdet. Eine Studie der Umweltorganisation Conservation International do Brasil kommt zu dem Schluss, dass die natürliche Pflanzenwelt schon im Jahr 2050 komplett ausgelöscht sein könnte, wenn die Zerstörung im gleichen Tempo weitergeht wie bisher.

Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro hat am 6. November 2019 ein Verbot des Zuckerrohranbaus für die Feuchtgebiete am Amazonas und im Pantanal aufgehoben. Es war vor zehn Jahren von der linksgerichteten Regierung von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva per Dekret verhängt worden. Umwelt- und Klimaschützer kritisierten die Entscheidung der brasilianischen Regierung scharf.

Brände zerstörten im Jahr 2020 nach Daten der Bundesuniversität Rio de Janeiro vom November 2020 bislang 30 Prozent – rund 43.500 Quadratkilometer – des Pantanal in den Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul. Noch nie seit Beginn der Messungen hat es im Pantanal häufiger gebrannt als im Jahr 2020.

Jetzt droht dem Pantanal das Aus: Manfred Niekisch, Bolsonaros langer Arm. Dem größten Feuchtgebiet der Erde in Brasilien droht das Aus. Denn die Gefolgschaft des Tropen-Trumps zieht noch immer viele Fäden, in: Frankfurter Rundschau vom 13./14. Mai 2023

Angesichts seiner weltweiten ökologischen Relevanz ernannte die Unesco im Jahr 2000 den Nationalpark Pantanal Matogrossense und drei angrenzende private Schutzgebiete der brasilianischen Umweltschutzorganisation Ecotrópica (Gesamtfläche: 1878 Quadratkilometer) zum Weltnaturerbe.


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