Orang-Utans

Die Bezeichnung ORANG-UTAN stammt von den malaiischen Wörtern „orang“ (Mensch) und „utan“ oder „hutan“ (Wald) und bedeutet demzufolge „Mensch des Waldes“. Tatsächlich stimmen das Genom des Orang-Utans und das des Menschen zu 97 Prozent überein. Das ist viel – gleichwohl ist der Orang-Utan evolutionsgeschichtlich unter den Menschenaffen der am weitesten entfernte Verwandte des Menschen. Die gemeinsame Evolution endete vor zwölf bis 16 Millionen Jahren. Seit zehn Millionen Jahren gehen die Gorillas eigene Wege. Vor 6,5 Millionen Jahren spaltete sich die Linie der Schimpansen von der des Menschen ab.

Orang-Utans sind die größten heute noch lebenden Baumsäugetiere der Welt, sowie die einzigen überlebenden Großen Menschenaffen Asiens. Früher bevölkerten Orang-Utans weite Teile Südostasiens. Heute leben sie nur noch auf den indonesischen Inseln Borneo und Sumatra. Sie werden von Wissenschaftlern in mittlerweile drei Arten unterschieden: Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii), den Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus) und den im Jahr 2017 im Norden der indonesischen Insel Sumatra als eine neue Orang-Utan-Art identifzierten Tapanuli-Orang-Utan (Pongo tapanuliensis), der mit rund 800 Tieren nun als die seltenste Menschenaffenart der Erde gilt. Nun bedroht der Bau eines gewaltigen Staudamms den Lebensraum dieser Tiere. Vom Jahr 2022 an soll es 510 Megawatt für die Region bereitstellen. Nach einer in „Science Advance“ vorgestellten Studie sollen auf Sumatra doppelt so viele der Tiere leben wie bisher angenommen, nämlich mehr als 14.600. Den Bestand der Borneo-Orang-Utans schätzt die Umweltstiftung WWF auf rund 54.000 Tiere. Der Borneo-Orang-Utan wird in drei seit etwa 176.000 Jahren geografisch isolierte Unterarten unterteilt, die im Laufe Zehntausender Jahre abgewandelte Merkmale entwickelt haben.

In freier Natur könnten die Orang-Utans Fachleuten zufolge in wenigen Jahrzehnten ausgestorben sein. Bedroht sind sie vor allem durch die Zerstörung von Regenwäldern sowie durch den illegalen Handel mit Jungtieren, die vom Säuglingsalter an unter teils furchtbaren Bedingungen als Haustiere gehalten werden, und durch Wilderei. Der Lebensraum des Borneo-Orang-Utans wurde in den vergangenen 20 Jahren vor allem durch die Umwandlung von Regenwald in Brachland und Ölpalmen-Plantagen, intensiven kommerziellen Holzeinschlag und Waldbrände um mindestens 55 Prozent reduziert. Insgesamt wird für den Borneo-Orang-Utan in den letzten 60 Jahren ein Bestandsrückgang von über 50 Prozent angenommen. Im Jahr 2016 hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) den Borneo-Orang-Utan auf ihrer Roten Liste wegen stark schwindender Bestände als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft – das ist die höchste Gefährdungsstufe. Die Art sei nur noch „einen Schritt vom Artentod entfernt“, betonte die IUCN. „Die Situation für den Orang-Utan war noch nie so ernst“, mahnte die Tierschutzorganisation Borneo Orangutan Survival (BOS) vor dem Welt-Orang-Utan Tag am 19. August 2017. Nach einer aktuellen, im Januar 2018 im Wissenschaftsmagazin Current Biology veröffentlichten Auswertung verringerte sich die Zahl der ohnehin schon seit Jahrzehnten geschrumpften Orang-Utan-Population auf der Insel Borneo zwischen 1999 und 2015 um fast 150.000 auf nicht mehr als 50.000 bis 100.000. Die große Mehrheit der Menschenaffen starb demnach eines unnatürlichen Todes – entweder durch Wilderer oder dadurch, dass sie ihren Lebensraum verloren. Am schlimmsten war der Rückgang in Gebieten, die abgeholzt oder in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt wurden. Indonesien und Malaysia, zu denen Borneo gehört, sind die weltweit größten Palmöl-Produzenten.

19. August: Welt-Orang-Utan-Tag


RSS