Neuseeland

Isolation, die Kräfte des Wassers und der Einfluss des Menschen haben NEUSEELAND geprägt. Vor etwa 85 Millionen Jahren hatte sich Neuseeland vom urzeitlichen Superkontinent Gondwana gelöst. Abgeschieden, zwischen drei Ozeanen gelegen, konnte sich, völlig isoliert, eine ganz eigene Tier- und Pflanzenwelt herausbilden. Manche Arten, die anderswo ausgestorben sind, hatten hier eine Chance zu überleben und sich anzupassen. Da es auf den abgelegenen Inseln keine Säugetiere gab, konnten sich in Nischen groteske Besonderheiten in der Tierwelt entwickeln: Es gibt bodenlebende Vögel, die auf das Fliegen verzichten, da sie keine natürlichen Feinde zu fürchten haben – der berühmte Wappenvogel Neuseelands, der Kiwi, ist nur einer von ihnen –, und Riesenheuschrecken, die die Größe einer Maus erreichen und sich Höhlen wie „Mauselöcher“ bauen. Atemberaubende Landschaften vereinen sich hier auf kleinster Fläche. Tropische Regenwälder, eisige Gletscher, wildes Fjordland und Vulkane liegen eng beieinander. Neuseeland gehört zu den am spätesten von Menschen besiedelten Regionen des Planeten. Vermutlich erst im 13. Jahrhundert kamen die Maori aus Polynesien mit Booten auf die Inseln mitten im Südpazifik.

Laut einem Bericht des neuseeländischen Umweltministeriums vom 27. Oktober 2016 sind rund 90 Prozent der heimischen See- und Küstenvögel und mehr als ein Viertel der Meeressäuger in Neuseeland vom Aussterben bedroht. Unter den bedrohten Arten seien Albatrosse, Pinguine, Seelöwen und der Maui-Delfin, von dem es nur noch 63 Exemplare gebe. Als größte Herausforderung identifiziert das neuseeländische Ministerium den Klimawandel.

Laut dem Bericht eines internationalen Forscherteams im Fachblatt Current Biology vom 5. August 2019 verursachten der Mensch und seine mitgebrachten Tiere nach seiner Ankunft in Neuseeland vor etwa 700 Jahren eine verheerende Aussterbewelle in der Vogelwelt: Mehr als 70 Vogelarten verschwanden. Trotz der heutigen Anstrengungen beim Vogelschutz gelten laut der Studie 30 Prozent der noch vorhandenen Arten als vom Aussterben bedroht. Insgesamt sind in Neuseeland fast 4000 einheimische Arten vom Aussterben bedroht.

Tierschützern ist die Erhaltung einer der außergewöhnlichsten Singvogelarten Neuseelands geglückt, die lange als vom Aussterben bedroht galt, nämlich der Lappenkrähe, auch Kokako genannt, ein blaugrauer Vogel mit leuchtend blauen Hautlappen auf beiden Seiten des Schnabels. Es handelt sich um die weltweit einzigen flugunfähigen und nachtaktiven Papageien. 1995 seien laut Deidre Vercoe, Expertin des Department of Conservation (DOC), nur noch 51 Kakapos gezählt worden. Aber jahrzehntelange Bemühungen des DOC in Zusammenarbeit mit den Maori hätten dazu geführt, dass der Bestand bis 2022 auf 252 Exemplare angewachsen sei. Wie das DOC mitteilte, sind am 19. Juli 2023 vier männliche Kakapos von der Insel Codfish Island vor der Südinsel in die Waikato-Region auf der Nordinsel gebracht worden. Damit ist der Kokako erstmals seit 40 Jahren wieder auf das Festland zurückgekehrt. Bisher konnten Kakapos nur auf einigen raubtierfreien Inseln vor der Küste überleben. Der Name setzt sich aus den Maori-Wörtern „kaka“ (Papagei) und „po“ (Nacht) zusammen.

Neuseelands seltenster Vogel, die Australseeschwalbe, von dem es heute nur noch weniger als 40 Exemplare gibt und der nur noch an fünf Nistplätzen im Norden des Landes brütet, kann jetzt auf eine gute Saison zurückblicken. Wie das Department of Conservation (DOC) am 21. Februar 2024 mitteilte, wurden insgesamt 22 Eier gelegt, aus denen 18 Küken schlüpften.

 


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