Nationalpark Bayerischer Wald – das „wilde Herz Europas“

Der NATIONALPARK BAYERISCHER WALD ist ein Nationalpark im Hinteren Bayerischen Wald direkt an der Grenze zu Tschechien. Er wurde am 7. Oktober 1970 als erster Nationalpark Deutschlands gegründet. Seit der Erweiterung vom 1. August 1997 hat er eine Größe von 24.250 Hektar. Fast drei Viertel der Fläche (72 Prozent) des gesamten Parks zählen bereits zur unberührten Naturzone. In Tschechien schließt sich an den Nationalpark Bayerischer Wald unmittelbar das Gebiet des Nationalparks Šumava an, der 68.064 Hektar groß ist. Die beiden Nationalparks bilden die größte zusammenhängende Waldfläche in Mitteleuropa, sozusagen das grüne Dach. – Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Nationalparks Bayerischer Wald wurde dieser um rund 630 Hektar erweitert. Mit den neuen Flächen an der Grenze zum tschechischen Nationalpark Šumava erstreckt sich der Nationalpark Bayerischer Wald jetzt über knapp 25.000 Hektar.

Staatsminister Dr. Hans Eisenmann hat mit seinem vielzitierten Ausspruch: „Ein Urwald für unsere Kinder und Kindeskinder“ dem Nationalpark die Leitidee „Natur Natur sein lassen“ vorgegeben. Seine Entscheidung nach dem Gewittersturm im August 1983, die Windwurfflächen in der damaligen Reservatszone des Nationalparks nicht aufzuarbeiten, sondern der natürlichen Waldentwicklung zu überlassen, stellte noch in seiner Amtszeit die Weichen für die Naturwaldentwicklung im Nationalpark. Und in der Tat, nirgendwo sonst zwischen Atlantik und Ural dürfen sich die Wälder, Moore, Bergbäche und Seen auf so großer Fläche nach ihren ureigenen Gesetzen zu einer einmaligen wilden Waldlandschaft entwickeln. Der Wald im Nationalpark Bayerischer Wald geht seinen eigenen Weg, nicht vorhersehbar, vielfältiger als vorstellbar und immer wieder überraschend neu. Dieser Nationalparkwald zeigt ein wahrhaft unabhängiges, selbstbewusstes Leben, er zeigt seine Vergänglichkeit und das neue Werden und offenbart gerade darin seine von uns unabhängige Eigenständigkeit. Windwurf, Borkenkäfer, Schneebruch, Rotwild, Luchs und Wolf, Weidenröschen und Soldanelle, Zunderschwamm, Zusammenbruch und undurchdringliche junge Waldwildnis, all dies ist dem Wald nicht fremd, sondern gerade dies ist der wilde Wald im Nationalpark. Staunend, erschrocken, verunsichert stehen wir Menschen diesem Wald gegenüber, tasten uns an ihn heran, lernen, uns auf ihn einzulassen, ihn zu verstehen und zu begreifen. Schritt für Schritt folgt so unser eigener Entwicklungsprozess der Entwicklung des Waldes, suchend und lernend. Wenn wir alle unsere Sinne öffnen für diesen wilden Wald im Herzen Europas, beginnt er, eine ganz besondere Faszination auszustrahlen. Er zeigt uns die Vielfalt seiner Ausdrucksmöglichkeiten, seiner eigenständigen Farben- und Formensprache, Endlichkeit und Unendlichkeit dieser Waldnatur werden sichtbar, erlebbar und verstehbar. Der Nationalpark wird damit zu einer Herausforderung an alle, die diesen Wald besuchen und kennenlernen wollen.

2020, 50 Jahre nach der Gründung des Nationalparks, sind etwa 11.000 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten im Bayerischen Wald nachgewiesen worden, darunter alleine 16 Urwaldrelikt-Käferarten. Diese sind auf von Menschen ungestörte Waldstrukturen angewiesen.


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