Naica-Höhlen – Höhle der Kristalle (Cueva de los Cristales)

Die Mine von NAICA liegt im Norden Mexikos im Bundesstaat Chihuahua. Tief unter Tage in einem der größten Erzbergwerke der Region bohrten zwei Bergarbeiter einen neuen Belüftungsschacht. Als die Bohrmaschine die Wand durchbrach, floss ein Schwall kochend heißen Wassers ab und legte eine Höhle frei. Ganz zufällig machten die beiden Bergarbeiter durch ihre Bohrung eine faszinierende geologische Entdeckung: eine Höhle voller Riesenkristalle aus Marienglas, einer speziellen Gipsart. Während in unseren Breitengraden die beeindruckendsten Exemplare bekannter Kristalle knapp 25 Zentimeter messen, erreichen diese größten bislang bekannten Kristalle eine Höhe von bis zu 14 Metern und sind bis zu 50 Tonnen schwer. Der größte der Kristalle ist vermutlich 100.000 bis 1.000.000 Jahre alt. In der Höhle herrschen Temperaturen zwischen 45 und 50 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 90 bis 100 Prozent.

Die Kristalle konnten nur dadurch entstehen, dass über lange Zeiträume eine sehr geringe Übersättigung in der Lösung herrschte, mit der die Höhle gefüllt war. Dabei ist es problematisch zu erklären, wie es möglich war, eine solch geringe Übersättigung ohne große Schwankungen über einen so langen Zeitraum zu erhalten. Analysen flüssiger Inklusionen in den Kristallen zeigen, dass diese aus einer Lösung mit niedrigem Salzgehalt bei 55 Grad Celsius gewachsen sind. Diese Temperatur liegt nur wenig unter 58 Grad Celsius, bei der Anhydrit statt Gips ausfällt und somit keine Kristalle gebildet werden. Kinetische Berechnungen zur Bildung von Kristallisationskeimen ergaben, dass das Kristallwachstum nach dem vorliegenden Mechanismus nur in diesem sehr engen Temperaturbereich möglich ist, wie er in der Höhle vor ihrer Entdeckung gegeben war.

In riesigen Kristallen der Naica-Höhlen haben Forscher uralte Mikroben entdeckt und einen Teil davon im Labor wiederbelebt, berichtete die Höhlenforscherin Penelope Boston, Direktorin des Nasa-Instituts für Astrobiologie, im Februar 2017 auf der Jahrestagung der amerikanischen Wissenschaftsgesellschaft (AAAS) in Washington. Die Höhlenforscherin und Astrobiologin, die seit vielen Jahren die Naica-Höhlen erkundet, schätzt, dass die Kleinstlebewesen seit mindestens 10.000, vielleicht sogar seit bis zu 50.000 Jahren dort in einer Art Schlafzustand waren.

Ebenfalls in Mexiko, nämlich auf der Halbinsel Yucatán nahe dem für seine Maya-Ruinen bekannten Küstenort Tulum haben Forscher Anfang 2018 die mit knapp 350 Kilometern längste bekannte Unterwasserhöhle der Welt nachgewiesen. Sie konnten zweigen, dass die zwei bereits bekannten Höhlen Sac Actun und Dos Ojos miteinander verbunden sind und ein einziges System darstellen (es wird jetzt insgesamt nach der größeren Höhle Sac Antun genannt, denn nach den Regeln der Höhlenforschung geht der Name der kleineren Höhle im Namen der größeren auf). Bislang galt die südlich von Tulum gelegene Unterwasserhöhle Ox Bel Ha mit einer Länge von 270 Kilometern als die weltweit längste ihrer Art. Im gesamten Bundesstaat Quintana Roo gibt es unter der Wasseroberfläche eine Vielzahl riesiger Höhlen; alleine im Norden sind 358 Unterwasserhöhlensysteme bekannt.


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