Ökosystem Moor

In der Geschichte der Erde entstanden MOORE, als sich auf undurchlässigen Bodenschichten über Jahrtausende Wasser sammelte. Zu riesigen Speichern von Kohlenstoff wurden sie durch die Pflanzen, die unter diesen nassen, nährstoffarmen Bedingungen gedeihen. Torfmoos, Wollgras, Heidekraut und andere Moorspezialisten verbrauchen, wie alle Pflanzen, für ihr Wachstum Kohlenstoff aus der Luft. Aber wenn sie verwelken, sinken sie ins feuchte Nass und vermodern dort ohne Kontakt zur Luft. So werden beim Verfall ihre Kohlenstoffverbindungen im Boden gehalten und nicht an die Luft abgegeben. Das Wachsen von Mooren kann Jahrtausende dauern: Ein gesundes Hochmoor beispielsweise wächst pro Jahr nur etwa einen Millimeter. Für eine ein Meter dicke Torfschicht braucht es also etwa tausend Jahre. Torf ist ein fossiler Rohstoff. Moore sind oft die letzten naturnahen Reste der nacheiszeitlichen Urlandschaften und ökologisch besonders wertvolle Lebensräume. Diese Feuchtgebiete erfüllen wichtige Funktionen als globale Wasser-, Kohlenstoff- und Nährstoffspeicher und sind somit auch für die Sicherung unseres Trinkwassers von großer Bedeutung. Wenn heftiger Niederschlag ungedämpft in die Flüsse und Bäche gelangt, steigt dort der Wasserspiegel rasch an, und es drohen Überschwemmungen. Moore können dagegen wie ein Schwamm Niederschläge zurückhalten. Lebende Moore zeichnen sich durch ihren Wasserüberschuss, bis zu mehrere Meter tiefe Torfschichten und eine torfbildende Vegetation aus. Moore sind bedeutsame Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen, die sich auf diese besondere Landschaft spezialisiert haben.

Moore gelten als eine der wichtigsten Kohlenstoffsenken der Erde. Nach Angaben des Greifswald Moor Centrums (GMC) sind vier Millionen Quadratkilometer der Erde mit Mooren bedeckt, drei Millionen davon sind noch intakt. Obwohl sie nur drei Prozent der gesamten Landfläche der Erde ausmachen, binden sie rund 600 Milliarden Tonnen Kohlenstoff (etwa ein Fünftel des gesamten Kohlenstoffs der Erde), doppelt so viel wie in der Biomasse aller Wälder der Erde gespeichert ist, die 27 Prozent der Landfläche ausmachen. Ein Hektar Moor bindet sechsmal so viel CO2 wie die gleiche Fläche Wald. Laut Bundesamt für Naturschutz entziehen Moore der Atmosphäre weltweit jedes Jahr 150 bis 250 Millionen Tonnen CO2. In Deutschland enthält eine 15 Zentimeter mächtige Torfschicht auf gleicher Fläche in etwa gleich viel Kohlenstoff wie ein 100-jähriger Wald. In Europa speichern diese Ökosysteme fünfmal mehr CO2 als Wälder.

„Moore machen auf dem europäischen Kontinent eine Gesamtfläche von 59 Millionen Hektar aus. (…) Der moorreichste europäische Staat ist Finnland: Moore bedecken dort rund 25 Prozent der Landesfläche. Estland und Irland sind zu 20 Prozent von Mooren überzogen, gefolgt von Schweden, wo Moore immerhin noch 15 Prozent der Landesfläche einnehmen. (…) In der EU wurden bisher ungefähr 120.000 Hektar und damit lediglich ein knappes Prozent aller entwässerten Moore wiedervernässt.“ (Mooratlas S. 42) Laut einer 2016 erstmals erstellten Roten Liste gefährdeter Lebensräume in Europa sind Moore die am stärksten gefährdeten Biotope in Europa.

Einst bedeckten Moore in Deutschland eine Fläche so groß wie Sachsen. Bis ins 17. Jahrhundert waren sie weitgehend unberührte Wildnis. Vor allem seit dem 18. Jahrhundert wurden sie für Torfabbau, Landwirtschaft und als Siedlungsgebiete trockengelegt. Mittlerweile sind 95 Prozent der früheren Moorökosysteme entwässert, abgetorft, bebaut oder landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzt. Heute bedeckt die heimische Moorlandschaft 1,8 Millionen Hektar und damit eine Fläche von 4,2 Prozent des gesamten Landes. Laut Bundesamt für Naturschutz (BfN) sind 99 Prozent aller Moore in Deutschland durch Entwässerung geschädigt, wovon fünf bis sieben Prozent als nur gering geschädigt und „naturnah“ gelten. Ein Prozent ist intakt. Eine Auswahl berühmter deutscher Moore mit Naturschutzwert findet man im Mooratlas auf S. 41): .Weltweit sind von den 500 Millionen Hektar Moore bisher rund 50 Millionen Hektar durch menschliche Aktivitäten zerstört worden. Der größte Teil wurde zu Äckern, Wiesen und Weiden.

Jeder Hektar entwässertes Moor setzt im Jahr 30 bis 40 Tonnen CO2 frei, die gleiche Menge wie ein Mittelklasse-Pkw, der 20.000 Kilometer im Jahr fährt. Ein Verbrenner-Pkw könnte 280 Milliarden Mal um die Erde fahren und würde dadurch trotzdem nicht mehr CO2 emittieren als entwässerte Moore in Deutschalnd – jedes Jahr (Mooratlas S. 22). Neben Kohlendioxid wird vor allem Lachgas freigesetzt, das rund 300-mal klimaschädlicher ist als CO2. Obwohl entwässerte Moorböden in Deutschland nur etwa sieben Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ausmachen, sind sie für 37 Prozent der CO2-Emissionen in der Landwirtschaft verantwortlich. Im Jahr 2019 stammten in Deutschland 6,7 Prozent der Treibhausgasemissionen (rund 53 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente) aus der Zersetzung von Moorböden infolge von Entwässerungsmaßnahmen und Torfnutzung. Das sind so viele, wie der innerdeutsche Flugverkehr verursacht. Das Umweltministerium legte eine am 1. September 2021 Nationale Moorschutzstrategie vor, mit der dieser Wert bis 2030 um mindestens fünf Millionen Tonnen gesenkt werden soll. Am 9. November 2022 hat das Bundeskabinett die Nationale Moorschutzstrategie beschlossen. Das am 9. Oktober 2019 beschlossene Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung zur Umsetzung des Klimaschutzplans 2050 sieht für den Freizeitgartenbau in den nächsten sechs bis acht Jahren einen vollständigen und im Erwerbsgartenbau bis 2030 einen weitgehenden Torfverzicht vor. Durch den Verzicht von Torf für gartenbauliche Anwendungen soll der Torfabbau und damit die Freisetzung von Treibhausgasen aus entwässerten Torfmooren reduziert werden.

Eine von Greenpeace im Jahr 2017 ausgerichtete Expedition bestätigte die Vermutung, dass sich das Torfmoor entlang des Kongo-Flusses bis weit in die Demokratische Republik Kongo (DRC) erstreckt und eine Fläche von 150.000 Quadratkilometern bedeckt. Dies entspricht annähernd der Hälfte Deutschlands. Bislang war die Existenz des Moores nur für die Republik Kongo nachgewiesen worden. Es handelt sich somit nach bisherigen Analysen um das weltweit größte zusammenhängende tropische Torfmoor. Insgesamt schätzen die Wissenschaftler der Universität Leeds und Kisangani die Menge des im Kongobecken in Torf gespeicherten Kohlenstoffs auf 30 Milliarden Tonnen – die gleiche Menge wie der gesamte dort wachsende Regenwald.

Die Hälfte der weltweiten Emissionen aus Mooren stammt aus Südostasien (insgesamt laut Mooratlas S. 19 weltweit pro Jahr über 1,9 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente, davon Indonesien 667,6 Millionen Tonnen und Malaysia 90,4 Millionen Tonnen). Dort treiben Trockenlegung, Entwaldung und häufige Brände die Emissionen nach oben. Eine globale Moorschutz-Initiative („Global Peatlands Initiative“), die federführend vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) koordiniert wird, soll Abhilfe schaffen.

Eine Info-Plattform zum Thema Moor und Klimaschutz finden Sie hier.


RSS