Meeresschildkröten – „Gärtnerinnen der Meere“

An der Pazifikküste von Costa Rica findet jedes Jahr zwischen August und Oktober ein weltweit einmaliges Schauspiel statt: Während dieser Zeit gehen in nur wenigen Nächten bis zu 100.000 MEERESSCHILDKRÖTEN an Land, um ihre Eier abzulegen. Am Ende der Saison liegen etwa zehn Millionen Eier im Sand, die insgesamt rund 300 Tonnen wiegen. Viele kleine Meeresschildkröten sind es, die in einer einzigen Nacht gleichzeitig aus ihrem Ei schlüpfen. Doch nur ein Junges von tausend, so schätzt man, wird zu einer ausgewachsenen Meeresschildkröte heranreifen. Eines der größten Phänomene der Tierwelt ist, dass die Weibchen 20 oder 30 Jahre später, nachdem sie womöglich durch alle Meere gezogen sind, an genau den Strand, an dem sie einst geschlüpft sind, zurückkehren, um ihrerseits ihre Eier abzulegen. Welch innerer Kompass diese Rückkehr an den Heimatstrand steuert, ist noch immer nicht erforscht.

Meeresschildkröten halten das ökologische Gleichgewicht aufrecht. Sie fressen etwa Algen und Seegras und ermöglichen so kleinen tropischen Fischen, sich in dem sauberen Wasser vermehrt fortzupflanzen. Auch Quallen stehen bei manchen Arten auf dem Speiseplan, was wiederum die Zahl der gefährlichen Nesseltiere eindämmt. Die Meeresschildkröten halten das Meer sauber und machen damit das Wasser klar. Liebevoll werden die gepanzerten Reptilien als „Gärtnerinnen der Meere“ bezeichnet. Die Tiere bevölkern seit über 250 Millionen Jahren die Ozeane und legen dabei den Strömungen folgend weite Strecken zurück.

Mit einer Panzerlänge von bis zu zweieinhalb Metern ist die Lederschildkröte die größte lebende Schildkröte. Sie wiegt fast 700 Kilogramm und kann immense Strecken zurücklegen. Mehrere tausend Kilometer sind keine Seltenheit. Sie lebt in tropischen und subtropischen, aber auch in gemäßigten Gewässern.

Nach einer im September 2017 im Journal Science Advances veröffentlichten Studie haben viele der jahrzehntelangen Schutzbemühungen weltweit dazu geführt, dass die Zahl der Meeresschildkröten in vielen Gebieten wieder steigt. Noch stehen allerdings sechs der sieben Meeresschildkröten-Arten als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN. Für die siebte Art, die Wallriffschildkröte, gibt es laut IUCN nicht genügend Daten zur Einstufung.


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