Lebensraum Hecke

HECKEN sind langgestreckte Gehölzbestände, die von kraut- und grasartigem Bewuchs umsäumt und oft von Bäumen überragt werden. Sprachlich leitet sich die Bezeichnung Hecke von „Hag“ ab; dies bedeutet „Einzäunung mit Sträuchern“. Hecken sind keine natürlichen Bestandteile der Landschaft. Ihre Entstehung und ihren Formenreichtum verdanken sie dem Menschen. Bereits seit der Jungsteinzeit, als Äcker von Weiden abgetrennt werden mussten, sind Hecken als „lebende Zäune“ bekannt.

Wie kaum ein anderer Lebensraum bieten Hecken eine Vielfalt verschiedenster Lebensbedingungen auf engstem Raum. Vom Heckeninneren bis zum Rand sind alle Übergangszonen von dunkel zu hell, von feucht zu trocken und von kühl zu warm auf wenigen Metern anzutreffen. Das belaubte Dach ist ständig besonnt, oft windig und meist trocken. Stark besonnt sind auch – je nach Ausrichtung – die stockwerkartig aufgebauten Heckenseiten, der sogenannte Mantel. Dagegen ist das blattarme bis blattlose Zentrum in der Regel dunkel und windstill. Im Halbschatten liegt der bodennahe Bereich der Hecke, der Saum. Feuchtere Bedingungen finden sich am Trauf, an dem das Regen- und Tauwasser abtropft. Aufgrund dieses hohen Strukturreichtums stellen Hecken einen besonders wertvollen Lebensraum für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt dar.

In der agrarisch genutzten Landschaft sorgt die Hecke für weitere Strukturen. Durch ihre Linienform dient sie manchen Vögeln und vielen Fledermäusen als „Leitlinie“. Mit ihrem Farbenspiel untermalt sie den Wechsel der Jahreszeiten.

Wie Berechnungen im Rahmen einer am 12. Juli 2021 veröffentlichten Metastudie ergaben, die am Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in Braunschweig durchgeführt wurden, wird in einer Hecke pro Hektar im langjährigen Mittel fast genauso viel Kohlenstoff gebunden wie in Wäldern. In den letzten 70 Jahren wurde allerdings fast die Hälfte aller Hecken in Deutschland beseitigt, meist durch Flurbereinigungsmaßnahmen. Die Ergebnisse der Thünen-Studie belegen: Um diese gerodeten Hecken wieder neu anzupflanzen, würden nur 0,3 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche benötigt. Damit ließen sich die ausgeräumten Agrarlandschaften wieder einräumen und gleichzeitig zehn Millionen Tonnen CO2 binden und klimaunschädlich machen.

Der Bund Deutscher Staudengärtner (BdS) wählt die Staude des Jahres. Staude des Jahres 2024 ist der Blut-Weiderich.

Seit 2022 wird vom Verein Heckenretter der Titel Strauch des Jahres vergeben, der damit auf den hohen ökologischen Wert von Wildgehölzen und Wildhecken aufmerksam machen will. Strauch des Jahres 2024 ist die Kornelkirsche.


RSS