Kolibris – Juwelen der Lüfte

Menschen waren schon immer fasziniert von den nur zwei bis 20 Gramm leichten Vögeln. Zum Vergleich: Ein Standardbrief wiegt 20 Gramm. Die Schönheit ihrer oftmals metallisch glänzenden Gefieder kommt in ihren wissenschaftlichen Namen zum Ausdruck: Nymphen, Sylphen, Zwerge oder Feen. KOLIBRIS sind die kleinsten, leichtesten und farbenprächtigsten Vögel der Erde. Ihre Verbreitung ist auf den amerikanischen Kontinent beschränkt; dort kommen sie von Alaska bis hinunter nach Feuerland vor. Der spanische Name „Picaflor“ (Blütenpicker) beschreibt treffend die Ernährungsweise dieser Vögel: Kolibris ernähren sich von Nektar, den sie aus Blüten trinken. Mit ihrem schmalen – und meist langen – Schnabel dringen sie in die Blüten ein, um mit der gespaltenen Zunge an den Nektar am Grund der Blüte zu gelangen. Die Zunge kann dabei bis zu 200-mal in der Minute aus dem Schnabel schnellen. Um während des Trinkens möglichst ruhig vor einer Blüte verharren zu können, vollbringen sie eine enorme Flugleistung. Kolibris bewegen ihre Flügel in einem Winkel von 180 Grad. Dieser erlaubt es ihnen, im Schwirrflug vor einer Blüte zu „stehen“ oder sogar rückwärts (!) zu fliegen. Die Schlagfrequenz der Flügel wird mit bis zu 80 Schlägen pro Sekunde angegeben.

Der kleine, nur wenige Zentimeter große und etwa 20 Gramm schwere Zimtkolibri (Selaphorus Rufus) hat einen gewaltigen Energiebedarf. Seine Flügel schlagen 70- bis 80-mal pro Sekunde, sein Herz mehr als 1000-mal pro Minute. Jedes Jahr wandert er mehr als 3000 Kilometer von seinen Brutplätzen in den kanadischen Rocky Mountains zu seinem Winterquartier in Mexiko und zurück. Kein Vogel wandert im Verhältnis zu seinem Körpergewicht so weit wie dieser Kolibri. Ein Überleben ist nur möglich, wenn die Nahrungsaufnahme sehr effizient vorgenommen und vergebliche Versuche weitgehend ausgeschaltet werden können. Britische und kanadische Forscher fanden heraus, dass sich der Kolibri, dessen Gehirn 7000-mal kleiner ist als das des Menschen, merken kann, wann er welche Blume aufsuchte, um aus ihr Nektar zu saugen. Kolibris müssen täglich hunderte Pflanzen aufsuchen, denen sie den Bruchteil eines Tropfens Nektar entnehmen. Sie kehren zurück, wenn die Pflanze neuen Saft erzeugt hat, merken sich also nicht nur deren Standort, sondern auch, wann genau sie diejenigen Blumen, denen sie Nektar entnommen haben, wieder aufsuchen können, um dadurch überflüssige Besuche zu vermeiden. Das Speichern von Orts- und Zeitinformationen aufgrund bestimmter Ereignisse hat man bisher nur Menschen zugetraut.

Winzige Rubinkehlkolibris können immense Strecken von mehr als 2000 Kilometern nonstop zurücklegen. Das berichteten US-Ornithologen, die das Flugverhalten der nur etwa drei Gramm schweren und kaum zehn Zentimeter langen Kolibris Archilochus colubris auf dem Weg in die Winterreviere untersucht haben, im Fachjournal „The Auk: Ornithological Advances“.

 


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