Kaukasus

Der KAUKASUS ist ein etwa 1100 Kilometer langes, von Westnordwest nach Ostsüdost verlaufendes Hochgebirge in Eurasien zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Mit einer Fläche von über 500.000 Quadratkilometern ist das Gebiet etwa 1,4-mal so groß wie Deutschland und erstreckt sich über die Länder Georgien, Aserbaidschan, Armenien sowie Teile von Russland, der Türkei und des Iran. Der Kaukasus ist eine Welt voller Vielfalt und Gegensätze, wo Sandwüsten und eisige Gletscher aneinandergrenzen, blubbernde Schlammvulkane auf dichte Wälder treffen und sich Sandstürme mit Lawinen abwechseln. Gewaltige Berggipfel ragen über 5000 Meter hoch in den Himmel. In dieser nahezu unberührten Wildnis verwandeln Blumen, die wir sonst nur aus unseren sorgfältig kultivierten Gärten kennen, die Gebirgshänge und Steppen in farbenfrohe Blütenmeere. Es ist ein Land, in dem Bären und die letzten Hochlandwisente leben, Luchse jagen und Geier auf der Suche nach Aas über dem trockenen Nordosten kreisen. Die vielfältigen Landschaften haben einen riesigen Artenreichtum hervorgebracht – hier sind im Lauf der Evolution Tierarten entstanden, denen man sonst nirgends begegnet. Für viele bedrohte Arten ist die Region der letzte Zufluchtsort.

Mit über 100 verschiedenen Landschaftstypen und mehr als 7.000 Arten, darunter viele seltene Tierarten und Gefäßpflanzen, ist der Kaukasus eine Region der ökologischen Superlative. Dort leben noch Luchs, Braunbär und Wolf sowie Kaukasischer Steinbock, West- und Ostkaukasischer Tur, Bezoarziege, Wisent und Kropfgazelle. Auch Leoparden und Streifenhyänen gibt es noch vereinzelt, allerdings sind sie stark vom Aussterben bedroht. So leben schätzungsweise nur noch 40 bis 60 Kaukasische Leoparden in der Region. Viele der Tier- und Pflanzenarten sind endemisch, das heißt, sie kommen sonst nirgends auf der Welt vor. Im Grenzgebirge zwischen Europa und Asien leben sogar Streifenhyäne und Stachelschwein – Arten, die man eher in der afrikanischen Savanne vermutet. Auf einer Fläche der Größe Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zusammen gibt es insgesamt 153 Säugetier-, 389 Vogel-, mehr als 200 Fisch- sowie 77 Reptilienarten wie zum Beispiel die Darevski-Kreuzotter. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet ist auf wenige hundert Quadratkilometer im südkaukasischen Hochland beschränkt. Abertausende Zugvögel wie Kraniche, Pelikane, Wildenten und Gänse rasten im Herbst und Frühling auf ihrem Weg in die Winter- und Sommerquartiere in den nahrungsreichen Flussauen, Feuchtwiesen und Mooren, um die notwendigen Energiereserven für ihre lange Reise zwischen Eurasien und Afrika aufzufüllen. Sechs Störarten und der Hausen, auch Belugastör genannt, wandern in der Laichzeit vom Kaspischen und Schwarzen Meer die Flüsse hinauf. Dort finden sie im sandigen Untergrund der Flussbette optimale Laichbedingungen. Saubere Flüsse ohne Dämme oder Staustufen sind daher für sie besonders wichtig. Von 6.500 bislang erfassten höheren Pflanzen im Kaukasus wachsen 1.600 Arten ausschließlich dort. Nirgendwo sonst in den gemäßigten Breiten der Erde gibt es eine vergleichbar hohe Zahl. Auch vertraute Büsche und Bäume aus unseren Gärten stammen aus dem Kaukasus – wie zum Beispiel einige Rhododendrenarten.


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