Hummeln – Bienen im Pelz

HUMMELN entwickelten sich aus den Bienen: In einer etwas kühleren Periode der Erdgeschichte wurden einige Bienenarten etwas größer und pelziger: Wahrscheinlich vor 30 bis 40 Millionen Jahren bevölkerten die ersten Hummeln die Erde. Weltweit gibt es etwa 250 Hummelarten. Von den 70 europäischen Arten leben 36 in Deutschland. Während Honigbienen erst bei Außentemperaturen ab etwa zehn Grad Celsius so richtig munter werden, sind Hummeln durchaus schon bei sechs Grad Celsius unterwegs. Die Königinnen lassen sich sogar blicken, wenn die Wiesen leicht von Reif bedeckt sind.

Hummeln fliegen bis zu 20 Stundenkilometer schnell. 1996 entdeckten Forscher nach Aufnahmen mit einer Superzeitlupenkamera, dass sich ihre Flügel bis zu 200-mal pro Sekunde kreisförmig bewegen. Erst vor wenigen Jahren wurde ein weiteres erstaunliches Phänomen entdeckt: In der Mittel der Flügel befindet sich ein kleines Gelenk, dass dafür sorgt, dass Hummeln mindestens das Doppelte ihres Körpergewichts tragen können.

Jede Hummel fliegt im Sommer von vier Uhr morgens bis 22 Uhr am Abend etwa 1000 Blüten an. Bei ihrer Nahrungssuche finden sie zwischen Tausenden von Blüten automatisch die kürzeste Wegstecke und schlagen bei der Berechnung derselben selbst modernste Hochleistungs-Computer. Obwohl die Insekten beim Nektarsammeln ihre Quellen in zufälliger Reihenfolge anfliegen, lernen sie innerhalb kurzer Zeit, die optimale Route zu fliegen. Sie lösen damit eine in der Wirtschaft als „Problem des Handelsreisenden“ bekannte Aufgabe schneller als jeder Supercomputer, haben Forscher der Queen Mary Universität in London festgestellt. Die Nektarsammler stellen in ihrem winzigen Gehirn Verbindungen zwischen Hunderten von Blüten mit einer minimalen Flugdistanz her und finden ihren Weg wieder zurück. Sie seien das einzige bekannte Tier mit dieser spezifischen, mathematischen Fähigkeit, konstatieren die Londoner Wissenschaftler.

Hummeln erkennen mit Hilfe ihrer Haare nektarreiche Blüten. Biologen der Universität Bristol in England haben herausgefunden, dass nicht nur Duft und Farbe der Blumen die Insekten anziehen. Ihr dicker Pelz registriert die schwache negative Ladung von prall gefüllten Blüten, woraufhin die vielen Härchen förmlich anfangen zu vibrieren, was wiederum die Nerven der Haarwurzeln anregt. Dadurch wissen die Tiere, ob es sich lohnt, eine Blüte anzufliegen oder nicht. (PNAS 2016)

Britische Forscher um Richard Pearce haben herausgefunden, dass Hummeln eine persönliche Duftnote hinterlassen, wann immer sie sich niederlassen. „Hummeln sondern eine Substanz ab, wann immer ihre Füße eine Oberfläche berühren – ganz ähnlich wie wir einen Fingerabdruck an allem Hinterlassen, was wir berühren“, erläutert Pearce. Die Hummeln können so feststellen, ob eine Blüte von einem Tier aus dem eigenen oder einem fremden Nest besucht wurde oder ob sie selbst dort schon waren. So können sie kürzlich geleerte Blüten meiden oder einschätzen, ob andere Hummeln im gleichen Revier fliegen. Die Wissenschaftler haben darüber im Jahr 2017 in der Zeitschrift „Scientific Reports“ berichtet.

  • Dave Goulson, Und sie fliegt doch. Eine kurze Geschichte der Hummel, Hanser Verlag, München 2014

Hummeln gehören zu den Wildbienen. Die häufigsten Arten werden hier beschrieben.


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