Grube Messel – Fenster zur Urzeit

Vor 47 Millionen Jahren muss hier am Rande des Odenwalds acht Kilometer nordöstlich von Darmstadt ein Vulkan explodiert sein. Heute kann man 65 Meter tief in diesen Krater hinabsteigen. Die GRUBE MESSEL ist eine der reichsten Fossilien-Lagerstätten der Welt. Hier ist ein ganzes Ökosystem rund um einen tropischen Waldsee erhalten. Im See lebten Krokodile und seltsame Fische, an seinem Ufer krochen riesige Würgeschlangen durchs Unterholz, gewaltige flugunfähige Raubvögel gingen hier auf die Jagd. Im Urwald lebten unscheinbare Pelztierchen – sie sind die eigentliche Sensation der Grube Messel, das, was aus ihr eine Schatzkammer der Paläontologie macht: Hier finden Wissenschaftler immer neue Arten von Säugetieren. Weltberühmt ist das Urpferd, Vorfahr der Pferde: Mehr als 60 Exemplare wurden hier geborgen. Auch Urtapir, Urschwein und zahllose Fledermäuse sind hier schon ausgegraben worden. Die vielleicht spektakulärste Entdeckung in der Grube Messel machte 2009 Schlagzeilen, „Ida“ (Darwinius masillae), ein perfekt erhaltener versteinerter Primat, könnte der älteste bisher entdeckte Vorfahr des Menschen sein.

Im Dezember 2020 präsentierten Paläontologen die weltweit ältesten bekannten Fossilien einer Pythonart, die in der Grube Messel aufgefunden worden waren. Offenbar teilte sich Messelopython freyi vor rund 47 Millionen Jahren ihren Lebensraum mit einer Vertreterin der Boas, die bereits zuvor in Messel entdeckt wurde.

Am 7. Juli 2021 gab eine Sprecherin bekannt, dass bei Arbeiten in der Grube Messel aus den etwa 48 Millionen Jahre alten Ölschieferschichten ein Fossil einer bislang unbekannten Vogelart geborgen worden sei.

Die Grube Messel hat eine bewegte Geschichte: Ab dem 19. Jahrhundert wurde hier zunächst Erz, dann Ölschiefer zur Gewinnung von Erdöl abgebaut. Dabei stieß man auf das Skelett eines Alligators, dann auf viele weitere Zeugnisse früherer Lebewesen, die bereits damals von Wissenschaftlern aus Gießen gesammelt und untersucht wurden. In den 1970er-Jahren aber wurde die Grube Messel plötzlich zur Mülldeponie erklärt. Eine lokale Bürgerinitiative lief jedoch dagegen Sturm, alarmierte die Öffentlichkeit, klagte und gewann den Prozess.

Am 8. Dezember 1995 wurde die Grube Messel durch die Unesco zum (ersten deutschen) Weltnaturerbe erklärt – und die Mitglieder der früheren Bürgerinitiative haben lebenslangen freien Eintritt in diesem Museum.

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