Great Barrier Reef

Das GREAT BARRIER REEF vor der nördlichen Ostküste Australiens gilt als der größte lebende Organismus der Welt. Dieses größte Korallenriff der Erde hat eine Gesamtlänge von 2300 Kilometern und erstreckt sich über eine Fläche von 345.000 Quadratkilometern; damit ist es größer als Italien. Es besteht aus mehr als 3000 Einzelriffen. Seit Millionen von Jahren ist das Great Barrier Reef langsam herangewachsen. Seine Erbauer sind unzählige Polypen, die sich in ein schützendes Kalkskelett hüllen. Diese auch Hart-Korallen genannten Tiere haben das größte von Lebewesen geschaffene Bauwerk der Erde entstehen lassen, das sogar aus dem Weltraum gut zu sehen ist.
Im Oktober 2020 haben Meeresforscher im Great Barrier Reef ein riesiges, freistehendes Korallenriff entdeckt. Das Riff ist mehr als 500 Meter hoch, an seiner Basis 1,5 Kilometer breit und liegt an seinem obersten Punkt 40 Meter unter der Meeresoberfläche.

Das Great Barrier Reef beherbergt eine unglaubliche Artenvielfalt vom mikroskopisch kleinen Plankton bis hin zu 100-Tonnen-Walen. Es umfasst laut WWF ein Drittel der weltweit vorhandenen Weichkorallen und 411 Typen von Hartkorallen. Sechs von sieben bedrohten Meeresschildkrötenarten sind hier zu finden. Die 360 Hart- und 80 Weichkorallenarten dieses einzigartigen Ökosystems sind Heimat für über 1500 Fischarten, 1500 Schwammarten, 5000 Weichtierarten und 200 Vogelarten. Viele von ihnen sind vom Aussterben bedroht.

Das Great Barrier Reef ist im Jahr 1981 durch die Unesco zum Weltnaturerbe erklärt worden. Am 23. Juli 2021 hat die Unesco Australien  eine weitere Bewährungsfrist eingeräumt und das Great Barrier Reef nicht sofort, wie zuvor angedeutet, auf die Liste der gefährdeten Weltnaturerbe gesetzt.

Das Great Barrier Reef war seit 1998 von sieben Massenbleichen betroffen, wobei sich fünf davon seit 2016 ereignet haben.
Im Jahr 2016 hat das Great Barrier Reef die nach den Massenbleichen in den Jahren 1998 und 2002 schlimmste bis dato je erfasste Korallenbleiche erlebt. In einer 700 Quadratkilometer großen Region im nördlichen Teil des Riffs seien zwei Drittel der Korallen abgestorben, manche Korallenbänke hätten gar keine lebenden Korallen mehr, teilten Forscher der James-Cook-Universität im Bundesstaat Queensland am 29. November 2016 mit. Als Bleiche wird ein Verblassen der farbenprächtigen Steinkorallen bezeichnet: Steinkorallen sind normalerweise eine Lebensgemeinschaft aus Polypen und Algen. In Stresssituationen, wozu hohe Wassertemperaturen, aber auch Stickstoff aus Abwässern und Düngemitteln zählen, stoßen die Nesseltiere die für die Färbung sorgenden winzigen Algen, sogenannte Zooxanthellen, ab, mit denen sie sonst in einer Gemeinschaft zu gegenseitigem Nutzen leben. Zurück bleiben die bleichen, leeren Korallenskelette.
Im Jahr 2017 musste das Riff bereits das zweite Jahr in Folge eine Korallenbleiche verkraften. Bislang lagen zwischen den Bleichen im Great Barrier Reef immer einige Jahre, in denen sich das Riff erholen konnte. Laut Experten sind dazu normalerweise fünf Jahre erforderlich. Von dieser Korallenbleiche war fast ein Drittel des Great Barrier Reefs betroffen. Die Erwärmung schädigte die Korallen auf einer mehr als 1000 Kilometer langen Strecke des Riffs, berichten Wissenschaftler aus Australien und den USA am 18. April 2018 in der Fachzeitschrift Nature. Nach einer Untersuchung australischer Wissenschaftler ging die Zahl neuer Korallen im Great Barrier Reef im Jahr 2018 um 89 Prozent zurück. In manchen Gebieten waren es sogar 95 Prozent, wie das Team im Fachmagazin „Nature“ berichtet. Grundlage für den Vergleich waren Jahre mit normalem Wachstum.
Wie die Great Barrier Reef Marine Park Authority (GBRMPA) am 26. März 2020 mitteilte, sind Teile des Great Barrier Reef wegen wärmerer Meerestemperaturen erneut von einer massiven Korallenbleiche heimgesucht worden – der dritten binnen fünf Jahren. Luftüberwachungen hätten gezeigt, dass einige südliche und bisher ganz oder weitgehend verschont gebliebene Gebiete des weltgrößten Riffs eine gemäßigte oder sogar schwere Bleiche aufwiesen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der australischen James-Cook-Universität in Queensland berichteten unter Berufung auf aktuelle Luftaufnahmen von 1036 Einzelriffs, dass sich die Bleiche in allen drei Regionen des größten Korallenriffsystems der Welt so stark ausgebreitet hat, wie es bisher so noch nie beobachtet wurde.
Angesichts wärmerer Meerestemperaturen ist das Great Barrier Reef vor Australiens Nordostküste erneut einer ernsthaften Korallenbleiche ausgesetzt. Luftaufnahmen hätten eine weit verbreitete Bleiche entlang des rund 2300 Kilometer langen Naturwunders gezeigt, teilte die für das Riff zuständige Marineparkbehörde (GBRMPA) am 18. März 2022 mit. Die Auswirkungen an der Weltnaturerbe-Stätte reichten „von geringfügig bis schwerwiegend“. – Inzwischen scheint sich das Riff, zumindest teilweise, wieder zu erholen.
Im März 2024 meldeten die australischen Behörden, dass das Great Barrier Reef im Jahr 2024 wieder von einer Massenbleiche betroffen ist. Es ist die fünfte Bleiche in nur acht Jahren. Grund sind vor allem die hohen Meerestemperaturen.

Einer am 14. Oktober 2020 im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlichten Studie zufolge hat das Great Barrier Reef innerhalb von gut zwei Jahrzehnten mehr als die Hälfte seiner Korallen verloren. Betroffen seien Korallen fast aller Gruppen und sämtlicher Größenordnungen, berichten Forscher nach einer systematischen Bestandsaufnahme. Die Entwicklung begründen die Forscher vor allem mit den hohen Wassertemperaturen und den resultierenden Korallenbleichen in den Jahren 2016 und 2017. Klimaprognosen zufolge werden in den kommenden Jahrzehnten praktisch alle Korallenriffe weltweit Korallenbleichen ausgesetzt sein, sofern der Ausstoß von Treibhausgasen nicht zurückgehe.

Laut dem Weltklimarat IPCC ist selbst bei einer Erwärmung von nur 1,5°C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit mit einem Absterben von 70 bis 90 Prozent der tropischen Korallenriffe zu rechnen, bei einer Erwärmung von 2°C sogar mit einem Absterben von 99 Prozent. Zusätzlich belasten die Überdüngung und Überfischung der Meere die Korallen.

Auch der Kohlebergbau sowie Waldrodungen an der Küste bedrohen das Great Barrier Reef. Wissenschaftlern zufolge fördern die Rodungen die Bodenerosion. Mehr Sediment rutsche in den Ozean und blockiere dort das einfallende Sonnenlicht, was zum Absterben von Korallen und Seegras führe. Die Abholzung von Bäumen an den Küsten hat sich mit 300.000 Hektar pro Jahr seit 2011 mehr als verdoppelt.

Nach dem Great Barrier Reef ist das Ningaloo-Reef das zweite bedeutende Korallenriff Australiens. Dieses längste Saumriff der Welt verläuft 260 Kilometer entlang der westaustralischen Korallenküste. Im Jahr 2011 wurde es von der Unesco als Weltnaturerbe anerkannt.

Das längste Barriereriff in der nördlichen Hemisphäre und nach dem australischen Great Barrier Reef zweitgrößte Korallenriff der Welt ist das Belize Barrier Reef in der Karibik. Im Jahr 1996 wurde es durch die Unesco zum Weltnaturerbe erklärt. Die erste Korallenbleiche in Belize wurde 1995 aufgezeichnet, seit 1998 wiederholt sie sich fast jedes Jahr.

Das drittgrößte Korallenriff der Welt, das Florida Reef, wird seit 2014 von einer rätselhaften Krankheit verwüstet. Sie greift das Gewebe der Korallen an und verwandelt gesunde, lebendige Meeresökosysteme in graue, tote Welten. 800 Jahre alte Korallen sterben innerhalb weniger Wochen völlig ab. Im Sommer 2023 ist das Meerwasser vor der Küste Floridas so heiß geworden, dass die Korallen absterben könnten.

Meeresforscher haben im November 2021 bei einer Expedition vor Französisch-Polynesien, die Teil einer internationalen Mission zur Erfassung des Meeresbodens ist, vor der Küste Tahitis in den Tiefen des Südpazifiks ein mehr als drei Kilometer langes Korallenriff entdeckt. Die von Nesseltieren gebildete Struktur befinde sich in 35 bis 70 Metern Tiefe und scheine in einem guten Zustand zu sein, berichtete die Fachzeitschrift New Scientist am 20. Januar 2022. Es handele sich um eines der größten in dieser Tiefe entdeckten Riffe. „Es war magisch, riesige, wunderschöne, rosenförmige Korallen zu sehen, die sich so weit erstrecken, wie das Auge reicht“, sagte Alexis Rosenfeld, französischer Fotograf und Leiter des internationalen Taucherteams. Es sei „wie ein Kunstwerk“ gewesen.


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