Gorillas

GORILLAS sind nach dem Menschen die größten und schwersten Affen in der Familie der Menschenaffen (die Familie der Menschenaffen gliedert sich heute in vier Gattungen mit sieben Arten: Westlicher Gorilla, Östlicher Gorilla; Bonobo oder Zwergschimpanse, Gemeiner Schimpanse; Sumatra-Orang-Utan, Borneo-Orang-Utan; Mensch). Aufrecht stehend misst ein ausgewachsenes Männchen bis zu zwei Meter und bringt 220 Kilogramm auf die Waage; Berggorilla-Männchen können sogar noch schwerer werden. Die Weibchen sind deutlich kleiner und leichter: Sie werden nur etwa 140 Zentimeter groß. Gorillas haben meist ein schwarzes Fell, lange Arme, kurze, kräftige Beine und sehr große Hände und Füße. Typisch für Gorillas sind die dicken Augenbrauenwülste.

Wurden früher alle Tiere zu einer Art zusammengefasst, so unterscheiden jüngere Systematiken zwei Arten mit jeweils zwei Unterarten: den Westlichen Gorilla, der in den Westlichen Flachlandgorilla und den Cross-River-Gorilla aufgeteilt wird, und den Östlichen Gorilla, bei dem zwischen dem Östlichen Flachlandgorilla und dem Berggorilla unterschieden wird

Gorillas leben nur in den tropischen Regionen Zentralafrikas. Sie sind ausgesprochene Waldbewohner, lieben offene Regenwälder mit Lichtungen und halten sich deshalb vor allem an Berghängen und entlang von Flüssen auf. Wichtig ist ein dicht bewachsener Boden aus vielen Pflanzen und Büschen, damit die Tiere genügend Nahrung finden. Gorillas sind die ausgeprägtesten Blätterfresser unter den Menschenaffen.

Bis vor kurzem war kein Werkzeuggebrauch bei freilebenden Gorillas bekannt. Im Jahr 2005 wurden allerdings erstmals Tiere fotografiert, die mit Hilfe eines Stockes die Tiefe eines Gewässers ausloteten, bevor sie es durchquerten, und die ein Holzstück als Brücke auf sumpfiges Gelände legten, um es leichter passieren zu können.

Gorillas sind seit 1975 im Washingtoner Artenschutzübereinkommen gelistet. Somit ist der internationale kommerzielle Handel mit den Tieren oder ihren Teilen verboten. 2008 trat das Abkommen zur Erhaltung der Gorillas und ihrer Lebensräume in Kraft. Das Abkommen wurde bislang von der Zentralafrikanischen Republik, der Republik Kongo, Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Gabun unterzeichnet. Es soll dem Schutz aller Gorilla-Arten dienen. Die Gesamtpopulation der Gorillas wird auf rund 100.000 Tiere geschätzt. Am 4. September 2016 stufte die Weltnaturschutzunion (IUCN) beide Unterarten des Östlichen Gorilla in die höchste Gefährdungskategorie der Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten ein.

Der Westliche Flachlandgorilla besiedelt ein Gebiet vom Süden Nigerias bis zum Kongo-Fluss. Er ist stark gefährdet, einige Populationen sind vom Aussterben bedroht.

Cross-River-Gorillas, die zweite Unterart des Westlichen Gorillas und seltenste aller Gorilla-Unterarten, kommen ausschließlich in der Grenzregion zwischen Nigeria und Kamerun vor und sind nach dem dort verlaufenden Fluss Cross River benannt. Sie sind akut vom Aussterben bedroht. Laut der Weltnaturschutzunion (IUCN) gibt es nur noch etwa 300 Exemplare. Lange galten die Tiere als ausgestorben, bis sie in den 1980ern wieder entdeckt wurden.

Um die größte Gorilla-Unterart, die Östlichen Flachlandgorillas, auch Grauergorillas genannt, steht es nach Angaben von Tierschützern schlechter als bisher angenommen. Die Bestände seien in den vergangenen 20 Jahren um mehr als 77 Prozent gefallen, berichtete am 6. April 2016 der WWF. Der WWF bezieht sich auf eine Studie der Wildlife Conservation Society und von Fauna & Flora International. Derzeit lebten nur noch 3800 Tiere in Wäldern im Osten der Demokratischen Republik Kongo. 1995 habe ihre Zahl noch bei 17.000 gelegen. Verantwortlich seien unter anderem bewaffnete Konflikte, Wilderei und Bergbau. Einer der Hauptgründe für den Bestandsschwund ist laut WWF die mit dem vermehrten Abbau von Coltan einhergehende Lebensraumzerstörung.

Berggorillas bewohnen nur zwei kleine Gebiete im östlichen Afrika: die Hänge der Virunga-Vulkane im Grenzgebiet der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Uganda und den Bwindi Impenetrable National Park im südwestlichen Uganda. Der Virunga-Nationalpark ist der älteste Nationalpark in Afrika. Er ist rund 7800 Quadratkilometer groß – fast neun Mal die Fläche Berlins. Laut einer Mitteilung des WWF von 16. Dezember 2019 ist die Zahl der stark gefährdeten Berggorillas erneut gestiegen. Dies gehe aus einer aktuellen Erhebung in Uganda und der Demokratischen Republik Kongo hervor. In zwei länderübergreifenden Schutzgebieten habe die Population der seltenen Menschenaffen von 400 im Jahr 2011 auf nun 459 Tiere zugenommen, was einem Zuwachs von fast 15 Prozent entspricht. Zusammen mit der zweiten Population um den Nationalpark Virunga im Grenzgebiet der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Uganda, wo 604 Individuen zuhause sind, erhöhe sich die Gesamtzahl der Berggorillas damit auf 1.063 Tiere. Im Virunga-Nationalpark befindet sich seit 2009 auch das Senkwekwe-Zentrum, das weltweit einzige Waisenhaus für Berggorillas. Der US-amerikanischen Zoologin und Verhaltensforscherin Dian Fossey, die sich der Erforschung des Verhaltens sowie dem Schutz der Berggorillas widmete, ist es zu verdanken, dass die Berggorillas die einzigen Menschenaffen der Erde sind, deren Population wächst. Die Tiere waren und sind vor allem durch Wilderei bedroht. – Die Demokratische Republik Kongo will künftig erlauben, dass in Teilen des östlichen Virunga-Nationalparks und des zentralen Salonga-Parks (beide Parks sind wegen ihrer einzigartigen Ökosysteme Unesco-Welterbestätten) nach Öl gebohrt werden darf. U.a. soll ein Fünftel des östlichen Virunga-Nationalparks für Ölprobebohrungen freigegeben werden, heißt es in dem am 29. Juni 2018 bekanntgewordenen Beschluss des Ministerrats.

Evolutionsgeschichtlich ist der Orang-Utan unter den Menschenaffen der am weitesten entfernte Verwandte des Menschen; die gemeinsame Evolution endete vor 12 bis 16 Millionen Jahren. Seit zehn Millionen Jahren gehen die Gorillas eigene Wege. Vor 6,5 Millionen Jahren spaltete sich die Linie der Schimpansen von der des Menschen ab.


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