Gletscher

Schnee ist der Ursprung und das Lebenselixier jedes Gletschers. Damit ein GLETSCHER entsteht, muss in einer Region mehr Schnee fallen als abtauen kann. Wenn auf einer Fläche Schnee im Sommer liegenbleibt und dann weiterer Schnee fällt, so drücken die oberen Schichten die darunter liegenden zusammen und pressen sie zu Eis.

Gletscher speichern 70 Prozent des Süßwassers der Welt und sind nach den Ozeanen die größten Wasserspeicher der Erde. Sie bedecken in den Polargebieten große Teile der Landflächen. Gletscher sind bedeutende Wasserzulieferer für viele Flusssysteme und haben entscheidenden Einfluss auf das Weltklima. In vielen Regionen sind die Bewohner auf das Eis aus den Gletschern angewiesen: Sie benötigen es als Trinkwasser, für ihre Felder und zur Energiegewinnung.

Der geballten Kraft eines Gletschers kann sich nichts widersetzen. Die Kraft, mit der er von den höchsten Gipfeln der Berge ins Tal vordringt, ist einzigartig in der Natur. Doch so mächtig er auch ist, er hat einen Feind: die Temperatur. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist nahezu weltweit ein deutlicher Rückgang der Gletscher zu beobachten. Laut neuester Berechnungen haben die Gletscher weltweit zwischen 1961 und 2016 9629 Milliarden Tonnen an Eis eingebüßt.

Ein riesiger neuer Nationalpark in Chile soll hunderte Gletscher in den Anden vor den Folgen des Klimawandels schützen. Der nationale Gletscherpark werde 75.000 Hektar Land umfassen, sagte der chilenische Präsident Sebastian Piñera am 5. März 2022 bei der Ankündigung des Projekts. Insgesamt umfasst das Projekt 368 Gletscher. Chile gehört neben Kanada, den USA, Russland und China zu den zehn Ländern mit der höchsten Gletschermasse weltweit.

Der Große Aletschgletscher in der Schweiz ist der flächenmäßig größte und längste Gletscher der Alpen. Der riesige Eisfluss erstreckt sich über 23 Kilometer von seinen Ursprüngen in der Jungfrau-Region (4000 Meter über dem Meeresspiegel) bis 2500 Meter tiefer ins Wallis. Am 13. Dezember 2001 wurde das Gebiet des Gletschers zusammen mit dem Aletschwald und den umliegenden Regionen zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt.
Wie die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) am 28. September 2022 mitteilte, verloren die Schweizer Gletscher, die größten der Alpen, im Jahr 2022 mehr als sechs Prozent ihres Eisvolumens und sind damit so stark geschmolzen wie nie zuvor.

In Deutschland gibt es seit dem Sommer 2022, nach dem der Südliche Schneeferner seinen Status als Gletscher verloren hat, nur noch vier Gletscher. Sie befinden sich rund um die Zugspitze (Nördlicher Schneeferner und Höllentalferner) und in den Berchtesgadener Alpen (Blaueis und Watzmanngletscher). Der größte ist der Nördliche Schneeferner, der südlich des Zugspitzgipfels gelegen ist. Allein in den vergangenen 20 Jahren hat er ein Drittel seiner Fläche verloren. Vor 200 Jahren war noch das ganze Hochplateau der Zugspitze vergletschert.

Zur faszinierenden Lebensweise des Gletscherflohs, dessen Überleben durch das Abschmelzen der Gletscher in Gefahr ist, der aber auch zum Symbol der Katastrophe wird, vgl. Manfred Niekisch, Eiskaltes Leben in Gefahr (Frankfurter Rundschau vom 31. August/1. September 2019).


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