Fledermäuse – Akrobaten der Nacht

FLEDERMÄUSE sind nachtaktive, insektenfressende Säugetiere (die einzigen Säuger, die aktiv fliegen können), die sich auf hochspezialisierte Weise in der Dunkelheit mittels Ultraschall orientieren und ihre Beute (Insekten) mit einem Echolotsystem jagen. Sie „sehen“ mit den Ohren. Die Ultraschallwellen werden von den Fledermäusen durch den Mund bzw. die Nase gebündelt (Schallkeule ähnlich Taschenlampe) ausgestoßen, ihre Frequenzen liegen zwischen 9 und 200 Kilohertz. Da wir nur bis etwa 16 Kilohertz (junge Menschen bis 20 Kilohertz) hören können, fallen uns selbst die sehr lauten Rufe (bis zu 120 dB = Presslufthammer) nicht auf. Die Fledermaus kann im Gegensatz zu uns mit ihrem feinen Hörsinn sogar noch das Echo ihrer Rufe hören. Dieses nutzt sie zum Gewinn von Informationen über ihre Umgebung und mögliche Beutetiere. Das bedeutet für die Fledermaus, dass sie nur dann etwas wahrnimmt, wenn sie vorher gerufen hat. Die Fledermaus kann mittels dieser Methode sehr genaue Informationen z.B. über die Entfernung eines Objektes erhalten, sie muss sich nur den Zeitpunkt des Rufes merken und auf ein Echo warten. Der Zeitunterschied ergibt dann die Entfernung, beispielsweise bedeutet eine Sekunde Laufzeit des Schalls eine Entfernung von etwa 170 Metern (Schall-Geschwindigkeit in Luft beträgt etwa 340 Meter die Sekunde). Jedoch würde der Ruf der Fledermaus bei solchen Entfernungen schon kein Echo mehr zurückwerfen. Für die Fledermaus ist nur die nächste Umgebung (einer bis wenige Meter) interessant. Neben der Entfernungsangabe liefert das Echo auch Informationen über Beschaffenheit, Größe und Form des Objekts. Weil die Fledermäuse rufen müssen, um zu sehen, befinden sie sich sehr häufig im „Dunkeln“. So ist es möglich, dass eine Fledermaus mehr als die Hälfte der Nacht nicht ortet. Wie sie sich mit diesem System dennoch gut orientieren kann und größere Wegstrecken oder Gebiete kennt, ist noch nicht geklärt.

Evolutionär sind Fledermäuse eine sehr alte Gruppe – nach heutigem Stand sollen sie sich vor mehr als 50 Millionen Jahren vom Entwicklungsstamm der anderen Säugetierarten abgespalten haben. Nach dem Menschen sind sie die zweitweit verbreitetste Tierart auf der Erde. Alle 25 in Deutschland lebenden Fledermausarten sind streng geschützt.

Der Windkraft-Ausbau auch auf Waldflächen bringt die heimischen Fledermausarten zunehmend in Gefahr. Zu diesem Schluss kommt eine am 7. Februar 2017 veröffentlichte Studie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Nach Schätzungen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin (Leibniz-IZW) kommen jährlich bis zu 200.000 Fledermäuse an Windkraftanlagen in Deutschland ums Leben.

  • Ingrid Kaipf, Fledermaus ganz nah. Die Geschichte eines Nachtjägers, BLV Verlag, München 2019

Immer am letzten Samstag im August findet die European Batnight statt. Ausgerufen wird sie von Eurobats, dem in Bonn angesiedelten Sekretariat des „Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen“. In Deutschland liegt die Organisation beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V.

Mit dem am 16. Januar 1994 in Kraft getretenen Abkommen zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (Agreement on the Conservation of Populations of European Bats, Eurobats) haben sich mittlerweile 37 Vertragsstaaten verpflichtet, den Schutz aller 51 europäischen Fledermausarten durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen.


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