Die Arktis – eine der letzten noch unberührten Gebiete der Erde

Die ARKTIS ist die nördliche zirkumpolare Erdregion und bedeckt die nördlichen Teile der drei Kontinente Nordamerika, Asien und Europa, ferner das großenteils von Eis bedeckte Nordpolarmeer; sie ist eine der beiden irdischen sogenannten Polkappen. Die geografische Ausdehnung der Arktis ist nicht genau bestimmt. Als zentrales Merkmal gelten je nach Definition der nördliche Polarkreis, Kriterien der Vegetation wie die Baumgrenze oder klimatische Kriterien wie die Juli-Isotherme von zehn Grad Celsius. Das bedeutet, dass dort die mittlere Temperatur im Monat Juli zehn Grad Celsius nicht übersteigt. Sie ist eine der wunderbarsten Landschaften unseres Planeten. „Es gibt auf der ganzen Erde nichts Vergleichbares. Ich habe es mir zur Lebensaufgabe gemacht, die Geschichte dieser wunderschönen Wildnis in meinen Fotos zu erzählen.“ (Norbert Rosing, deutscher Fotograf, in: National Geographic, Mai 2008)

Das arktische Meereis ist ein faszinierendes Gebilde. Es ist keine statische Fläche, sondern pulsiert wie ein Organismus im Takt der Jahreszeiten. Im Sommer zieht sich das Eis nach Norden zurück, im Winter breitet es sich wieder aus. Weil die helle, weiße Oberfläche 85 Prozent der einfallenden Sonnenstrahlen reflektiert, stabilisiert das arktische Meereis die weltweiten Temperaturen. Wissenschaftler nennen die Polarregion nicht umsonst den „Kühlschrank der Erde“. Schmilzt das Meereis dauerhaft weg, absorbiert das dunkle Meer nahezu die komplette einfallende Wärme.

Vom 8. bis 10. Mai 2007 fand in Paris ein Kongress statt, der das Internationale Polarjahr eröffnete. Der Kongress verabschiedete eine Erklärung, deren Sinn sich so zusammenfassen lässt: „Wir hoffen von ganzem Herzen, dass sich vor den Augen der Welt ein hoher Norden durchsetzt, der unseren gewagtesten Utopien entspricht. Ein geschützter ökologischer Raum. Ein Raum des Friedens am nördlichsten Punkt der Erde im Gegensatz und Gegenzug zu den Atom-U-Booten, die dort stumm unter dem Eis patrouillieren. Ein Raum, der die ursprüngliche Biodiversität respektiert, und ein Raum der Freiheit für unsere Mutter Erde, die überall sonst, an allen Enden der Welt, geknechtet wird.“ (Jean Malaurie, Zorn der Erde. Kultur und Natur der arktischen Völker müssen gerettet werden, in: Lettre International 81, Sommer 2008, 24–27.24)

Am 12. März 2014 hat das EU-Parlament in einer Resolution für die Einrichtung eines internationalen Schutzgebiets in der Arktis plädiert. Der Resolutionstext mahnt den „Schutz der internationalen Gewässer rund um den Nordpol“ an, obgleich er vage bei der Bestimmung der genauen Fläche bleibt. Greenpeace fordert ein Schutzgebiet für die gesamte Arktis, in dem sämtliche wirtschaftlichen Aktivitäten dauerhaft verboten sind.

Am 1. Dezember 2017 haben sich die arktischen Länder und große Fischerei-Nationen auf ein Fischfang-Moratorium für die Arktis geeinigt. Kommerzieller Fischfang soll dort erst stattfinden, wenn die Region ausreichend erforscht sei. Zunächst solle ermittelt werden, wie und ob der Fischfang im Arktischen Meer überhaupt mit dortigen Ökosystemen vereinbar sei. Das Moratorium soll mindestens 16 Jahre lang gelten und eine Fläche von 2,8 Millionen Quadratkilometer abdecken.

Infolge der Klimaveränderung wird das Gesicht der Arktis vermutlich schon bald nicht mehr wiederzuerkennen sein. Gerade die Arktis erwärmte sich in den letzten 50 Jahren im Durchschnitt mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr als zweimal so stark wie der Rest der Welt. Bereits zwei Drittel des Meereisvolumens sind verloren. Nach einer Studie der Ohio State University hat das Grönlandeis im Jahr 2020 den sogenannten Kipppunkt überschritten. Der riesige Eispanzer wird also schmelzen und den Meeresspiegel weltweit sieben Meter ansteigen lassen.

  • Fredrik Granath, Melissa Schäfer, Das Königreich der Eisbären. Die Zukunft der Arktis, Verlag Frederking & Thaler, München 2020

 


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