Demut

DEMUT meint das Respektieren von Grenzen, das Achten von Grenzen. Die Grenze, die jedem Menschen gesetzt ist, ausnahmslos, ist der Tod. Wenn wir mit einer lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert sind, dann müssen wir uns mit dieser Grenze auseinandersetzen. Es gibt Fortschrittsgläubige, die sehen den Tod als eine Art Krankheit an, die eines Tages von der Medizin geheilt und besiegt sein wird. Das wird nie der Fall sein. Den Tod, das Ende unseres Lebens als leibhaftige Menschen, müssen wir respektieren und annehmen, in Demut. Und Menschen, die das getan haben, gezwungenermaßen durch Krankheit und Schicksalsschläge, sagen, dass das ihr Leben vertieft und bereichert hat. Nach Hader und Zorn, Zögern und Zaudern, diese Grenze des Todes anzunehmen gibt dem Leben Sinn und Frieden, sagen Menschen, die das erfahren haben.

Demut hat für mich viel mit „Ehrfurcht vor dem Leben“ zu tun. Albert Schweitzer hat damit seine Sicht einer Lebenshaltung benannt, die das Leben achtet und fördert. „Ehrfurcht vor dem Leben“ achtet das Leben in mir und um mich, erweist ihm Respekt und Zuwendung. „Demut ist die Fähigkeit, auch zu den kleinsten Dingen des Lebens emporzusehen“, hat Albert Schweitzer geschrieben. Ich verstehe das so, dass der Blick der Demut das Wunder des Lebens auch in den kleinen Dingen des Lebens – in einem Grashalm, einer Ameise, einer Wolke – wahrnimmt und – staunt. Demut meint das Staunen, das Staunen wie die Kinder, über die Schöpfung, über die Schöpferkraft Gottes, die unsere Intelligenz bei weitem übersteigt. Demut staunt über die überbordende Vielfalt der Natur, der Formen und Farben, in der eine Intelligenz zum Ausdruck kommt, die wir nur bewundern können. Diese Art von Demut haben viele große Naturforscher zum Ausdruck gebracht.

Auszug aus der Predigt von Pfarrer Ludwig Frambach, die er am 14. Juni 2015 in der Reihe „Mit der Seele hören“ über das Thema „Von der Demut“ gehalten hat; den vollständigen Text finden Sie hier.


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