Chamäleon

Der Farbwechsel von CHAMÄLEONS fasziniert die Menschen: Wollen die Reptilien um einen Partner werben, einen Rivalen einschüchtern oder sich vor einem Jäger tarnen, nehmen sie eine andere Farbe an. Wie ihnen das gelingt, haben Forscher nun erstmals aufgedeckt. Nicht Pigmente, sondern Nanokristalle stecken demnach hinter dem Faszinosum. Bei den meisten anderen Tieren, die ihre Farbe ändern können, sorgen Veränderungen der Konzentration des Pigments Melanin für hellere oder dunklere Farben. Forscher gingen lange davon aus, dies sei auch beim männlichen Chamäleon der Fall. Die Analyse der Chamäleon-Haut offenbarte hingegen spezialisierte Hautzellen, sogenannte Iridophoren. In den Iridophor-Schichten stecken durchsichtige Nanokristalle, die das Licht reflektieren. Sie sind in Kristallgittern angeordnet. Diese Gitter können verändert werden, wodurch das Licht anders gebrochen wird und die Haut eine andere Farbe annimmt. Chamäleons ändern ihre Farbe auf diese Weise, um etwa mit Artgenossen zu kommunizieren, reagieren so aber auch auf Lichtunterschiede. Diese winzigen Strukturen in den Hautschichten der Tiere ähneln denen, die die Farben auf Schmetterlingsflügeln hervorbringen, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal „Nature Communications“ vom März 2015. Sie entdeckten auch, dass die Chamäleons über eine zweite Schicht an Iridophoren verfügen, in der größere Kristalle ohne Muster liegen. Diese reflektieren Infrarotstrahlen aus Sonnenlicht. Sie sind also ein intelligenter Hitzeschild. „Die Anordnung von Iridophoren in zwei übereinander liegenden Schichten ist eine evolutionäre Neuerung“, schreiben die Forscher. Sie erlaube den Reptilien nicht nur, zwischen einem Tarnmantel und einem spektakulären Erscheinungsbild zu wechseln, sondern stelle auch einen passiven Hitzeschutz dar.

Forscher an der Zoologischen Staatsammlung München fanden heraus, dass Chamäleons nicht nur ihre Farbe wechseln: Mindestens acht der zwölf Chamäleon-Gattungen leuchten unter UV-Licht blau. Die Forscher vermuten, dass dies als Signal zur Erkennung von Artgenossen dient und die Farbensprache ergänzt. Blaue Farbe sei im Wald selten und gut erkennbar. „Dass Knochen unter UV-Licht leuchten, ist schon lange bekannt, aber dass Tiere dieses Phänomen nutzen, um selbst zu fluoreszieren, hat uns sehr überrascht“, sagte Frank Glaw, Kurator für Reptilien an der Zoologischen Staatssammlung. Fluoreszenz bei Tieren kennt die Forschung bisher vor allem von Meeresorganismen. Bei auf dem Land lebenden Wirbeltieren gelte diese Eigenschaft als selten.

So sonderbar wie vieles am Chamäleon sind auch seine Augen. Es kann mit ihnen zum Beispiel gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen sehen, wenn es seine beiden Augen unabhängig voneinander bewegt. Diese große Flexibilität ermöglicht ihm einen vollständigen Rundumblick.

Madagaskar ist die Heimat von beinahe der Hälfte aller bekannten 217 Chamäleonarten. Jedoch ist ihr Lebensraum auch auf unvergleichliche Weise bedroht und der weitaus größte Teil des Primärregenwaldes ist bereits zerstört. Im Jahr 2020 hat eine Expedition der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) im Nordwesten Madagaskars das über 100 Jahre verschollene farbenprächtige Voeltzkow-Chamäleon (Furcifer voeltzkowi) wieder aufgespürt. Die Wissenschaftler vermuten, dass es wie eine ähnliche Art nur wenige Monate während der Regenzeit am Leben ist.

Das Chapman-Zwergchamäleon galt bereits als möglicherweise ausgestorben. Doch Forscher haben bei einer Expedition im Jahr 2016 im bergigen Süden von Malawi, dem einzigen Lebensraum der Art, noch Exemplare aufgespürt. Weil der Waldbestand in der Region dramatisch schrumpft, ist die Zukunft der Art jedoch ungewiss.


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