Blumenuhr

Die Blüten vieler Pflanzen sind jeden Tag nur zu ganz bestimmten Zeiten geöffnet. Unterschiedliche Blühzeiten bedeuten eine bessere Rund-um-die-Uhr-Versorgung der bestäubenden Insekten. So müssen nicht alle auf einmal auf Futtersuche gehen und sich gegenseitig Konkurrenz machen. Außerdem sparen die Pflanzen Energie, indem sie sich nur dann öffnen, wenn auch „ihre“ Insekten unterwegs sind.

Göttinger Forscher konnten nachweisen, dass Insekten dabei als Taktgeber eine sehr wichtige Rolle spielen. Ihre Experimente zeigen, dass sich die Blüten einiger Pflanzen nur dann zu der üblichen Uhrzeit schließen, wenn sie vorher von Bienen oder anderen Bestäubern besucht wurden. Bei manchen Wiesenblumen ist das schon mittags der Fall. Fehlen die Insekten, bleiben die Blüten bis zum Abend offen. „Unsere Ergebnisse zeigen zum ersten Mal, dass die Bestäubung das schnelle Schließen der Blüten auf der Ebene einer ganzen Pflanzengemeinschaft beeinflusst“, schrieben die Forscher im Jahr 2011 in der Fachzeitschrift „Ecology Letters“. Wegen dieser engen Verflechtung von Pflanzen und ihren Bestäuberinsekten könne sich auch der aktuell beobachtete Rückgang der Bienen deutlich auswirken, sagen die Forscher. Er führe zum verspäteten Schließen von Blüten und bringe damit das gesamte, feinabgestimmte Nahrungsnetz einer Wiese durcheinander.

Verdeutlicht wird durch die BLUMENUHR die Koevolution zwischen den Blütenpflanzen und ihren tierischen Bestäubern. Durch die unterschiedlichen Blühzeiten wird gesichert, dass 24 Stunden Nektar und Pollen für die Bestäuber bereitstehen. Durch die verteilten Blühzeiten wird einerseits die Futtersuche für alle bestäubenden Tiere möglich, anderseits die Bestäubung der Blütenpflanzen gesichert. Allgemein gilt, dass abends und nachts weniger Blüten blühen als tagsüber. Gerade die Spät- und Frühblüher erschließen sich neue Bestäuber. So kann die Entwicklung der Nachtblüher und Nachtschmetterlinge als Koevolution gesehen werden.

 


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