Białowieża-Nationalpark

Der BIAŁOWIEŻA-NATIONALPARK ist ein Nationalpark in Polen und Weißrussland. Er befindet sich im Białowieża-Urwald, dem ursprünglichsten aller europäischen Wälder. Die Natur ist hier am wenigsten durch den Menschen verändert worden und bietet Tausenden Pflanzen und Hunderten Tierarten einen Lebensraum, darunter geschützten Spezies wie Wisent, Wolf und Luchs. Der Nationalpark ist auf polnischer Seite 200 Quadratkilometer groß. Auf weißrussischer Seite umfasst das Biosphärenreservat eine Fläche von 1.771 Quadratkilometern. Auf polnischer Seite stehen 47,16 Quadratkilometer unter besonderem Schutz. In diesem Gebiet werden seit 1921 praktisch keine Forstarbeiten mehr durchgeführt. Den Daten nach betrug im Jahre 1991 das Durchschnittsalter des Waldbestands in diesem Gebiet 126 Jahre (der Durchschnitt in Polen liegt bei 54 Jahren). Viele der Urwaldbäume sind von imponierendem Ausmaß und Alter. Die höchsten Fichten sind über 52 Meter hoch. Die ältesten Eichen sind über 400 Jahre alt. Einige von ihnen sind zu Legenden geworden, wie zum Beispiel die Jagielloeiche, die im Alter von ca. 500 Jahren vom Wind niedergeworfen wurde (1974). Im Białowieża-Urwald machen tote Bäume rund 20 Prozent der Waldmasse aus.

Die Fauna des Parks ist reich und umfasst über 12.000 Arten, von denen die meisten zu den Wirbellosen gehören. In allen Gruppen gibt es viele seltene oder geschützte Arten. Im Park nisten ungefähr 120 Vogelarten und sind sieben Reptilienarten sowie elf Amphibienarten vertreten. Symbol des Parks ist der Wisent. Die letzten freilebenden Wisente im Białowieża-Urwald starben im Jahre 1919 aus. Im Jahre 1929 wurde diese Art erneut in den Park eingeführt. Mittlerweile existiert eine halbwegs stabile Population von etwa 450 Tieren. Aber auch vielen anderen – oft bedrohten – Tierarten bietet sich in Białowieża ein Rückzugsgebiet, beispielsweise dem Schwarzstorch oder der Blaurake. Die biologische Vielfalt des Waldes ist überwältigend, denn nicht nur Tierarten, sondern auch 3.500 Pilz- und 5.500 Pflanzenarten wurden bisher beschrieben, die dort vorkommen.

Im Jahr 1979 wurde der Nationalpark Białowieża in die Weltnaturerbeliste der Unesco aufgenommen.

Im Juli 2017 hat die EU-Kommission Polen wegen der verstärkten Abholzung im Białowieża-Wald vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verklagt. Weil Polen bereits mit dem Holzeinschlag in geschütztem Gebiet begonnen hat (nach offiziellen Angaben wurden im Jahr 2017 150.000 Bäume gefällt – rund 100.000 mehr als in den Jahren zuvor –, bis 2023 sollten fast 190.000 Kubikmeter Holz geschlagen werden dürfen), forderte die Kommission eine einstweilige Verfügung des EuGH. Im November 2017 ist das Land vom EuGH angewiesen worden, die Abholzungen einzustellen, andernfalls drohen Strafgelder in Höhe von 100.000 Euro pro Tag. Dies brachte die polnische Regierung im Dezember 2017 zum Einlenken. Am 17. April 2018 entschied der EuGH, Polen habe mit dem Abholzen Zehntausender Bäume im Naturschutzgebiet Białowieża gegen EU-Recht verstoßen, und gab damit der EU-Kommission recht. Das Urteil ist letztinstanzlich. Polen hat signalisiert, das EuGH-Urteil zu akzeptieren.

Die Homepage der polnischen Organisation Save Białowieża Forests informiert in Englisch.


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