Altweibersommer

Es ist, als ob sie die Rückkehr des Sommers fühlen könnten: Um die Mitte des Septembers herum fliegen die Spinnen aus und künden vom ALTWEIBERSOMMER. Schon seit Jahrhunderten wird damit ein jährlich fast sicher wiederkehrendes Wetterphänomen bezeichnet: eine Mitte bis Ende September auftretende stabile Hochdruckwetterlage über Mitteleuropa, in der trocken-warme Winde aus Süd-Ost vorherrschen. Jetzt beginnt die Reisesaison der Spinnen. Winzige Jungspinnen machen sich auf und fliegen, getragen vom Wind, an ihrem feinen, silbrig schimmernden Faden durch die Luft. Diese Flugfäden, die oft unvermutet über unser Gesicht streifen, glitzern im Sonnenlicht wie lange, silbergraue Haare.

„Die Ursache des Spinnenfluges sind Nahrungsmangel und der Instinkt zur Verbreitung“, so Volker Hartmann, Spinnenexperte des Naturschutzbundes Nabu in Siegen. Spinnenweibchen legen so viele Eier an einer Stelle ab, dass die geschlüpften Jungtiere dort nicht lange zusammenbleiben können, weil die Nahrung knapp wird. Sobald die Jungspinnen halbwegs krabbeln können, sagt ihnen ihr Instinkt, den Geburtsort zu verlassen. Weite Entfernungen zu überwinden, ist aber nicht so einfach, wenn man zwar acht Beine besitzt, aber gerade erst ein bis zwei Millimeter groß ist. Daher bedienen sie sich eines Tricks: Sie gehen in die Luft.


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