Kapitel 44

RICHTIG LEBEN – HIER UND JETZT

DIE WELT-RELIGION JESU

BASISKURS BASILEIOLOGIE

 

 

Untauglich für das Reich Gottes

Das Bildwort vom Zurückblicken beim Pflügen (Lukas 9,62)

Das neunzehnte der 21 Jesusworte

 

Wir wenden uns nun noch den mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Jesus selbst zurückgehenden Worten zu, die nur im Lukasevangelium überliefert sind, also zu seinem „Sondergut“ gehören. Dort stoßen wir zunächst auf das Bildwort vom Zurückblicken beim Pflügen. Wie in den Gleichnissen von der Aussaat, von der von selbst Frucht bringenden Erde und vom Senfkorn ist auch dieses Bildwort dem Bereich landwirtschaftlicher Tätigkeit entnommen. Der erzählerische Zusammenhang – danach handelt es sich um die Antwort Jesu auf die Bitte, sich noch von seinen Angehörigen verabschieden zu dürfen, bevor man die Nachfolge antritt – dürfte erst nachträglich hergestellt worden sein.

 

Niemand, der seine Hand an den Pflug legt und zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.

 

Wer „seine Hand an den Pflug legt“, also mit dem Pflügen beginnen will, darf nicht zurückblicken, sondern muss nach vorne schauen. Für die Menschen, an die sich Jesus wandte, war das völlig klar. Damals wurde der Boden nicht wie heute mit einer Pflugschar gewendet („umgepflügt“), sondern durch einen metallenen Haken nur etwa zehn Zentimeter tief in Furchen aufgerissen und dadurch etwas gelockert. Dessen untere Spitze bohrte sich in den Boden, während das Metall oben zu einem Schaft gebogen war. In ihm steckte das Pfluggestell mit dem Lenkholz, das der Bauer hielt. All das erforderte volle Aufmerksamkeit. Auf keinen Fall durfte das Zugtier, das den Pflug zog, durch die Unaufmerksamkeit des Pflügenden aus der Spur geraten.

Genauso verhält es sich auch mit dem Reich Gottes. Jesus formuliert wieder in großer Schärfe: Wer mit dieser ganz anderen, neuen Existenzweise beginnen will, muss aufpassen, auch auf sich selbst. Vieles, was um ihn her geschieht, kann ihn ablenken und aus der Spur bringen. Es mag auch sein, dass er seinen eigenen früheren Lebensstil doch noch nicht ganz überwunden hat, dass die alten eingeschliffenen Konventionen das neue Leben doch wieder infiltrieren könnten. Man fühlt sich an das andere Jesuswort erinnert: „Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber mach das Reich Gottes bekannt!“ (Kapitel 30) Es hatte eine ganz ähnliche Stoßrichtung. Jetzt gilt es, das Bisherige, das Alte und Falsche, das nicht dem Leben dienende, sondern den Todesmächten Unterworfene wirklich zurückzulassen und den neuen Blick, die neue Sicht der Welt unter allen Umständen beizubehalten.

Alles kommt darauf an, die neue Existenzweise nicht wieder aufs Spiel zu setzen. Die Versuchung mag manchmal groß sein, das „Pflügen“, das konkrete weltverbundene Leben allzu anstrengend erscheinen. Doch für Jesus setzt schon der kleinste Kompromiss die neue Existenzweise nicht nur aufs Spiel, sondern lässt sie völlig scheitern.

Claus Petersen

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