Nachruf auf Veit Schäfer
Nachruf auf Veit Schäfer (18.2.1942–24.4.2023)
in der Trauerfeier am 8. Mai 2023
in der alt-katholischen Kirche in Karlsruhe
„Mit Ihrem Beitrag haben Sie mir aus der Seele gesprochen, und ich möchte Ihnen dafür Dank sagen! Sie werden es nicht als anmaßend empfinden, wenn ich sage, dass ich Ihre Gedanken seit Jahren denke.“ Dies sind die ersten Sätze, die ich von Veit Schäfer gelesen habe. Mit ihnen beginnt sein Leserbrief in der Zeitschrift Publik-Forum im Jahr 2001. Und ich habe es alles andere als anmaßend empfunden, sondern mich im Gegenteil sehr darüber gefreut, dass Veit so überaus positiv auf meinen Impuls in eben jener Zeitschrift reagiert hat. „Wie Jesus an das Reich Gottes glauben“ war er überschrieben.
Damit hatte ich bei Veit und einigen anderen einen Nerv getroffen. Ich nahm mit Veit Kontakt auf, und er war es, der vorschlug, dass wir uns doch einmal treffen sollten. Und damit hat er die im Jahr 2002 gründete „Ökumenische Initiative Reich Gottes – jetzt!“ bzw. „Klartext Jesus“, wie wir uns seit Kurzem nennen, mit auf den Weg gebracht.
Und er hat diese Initiative nicht nur angestoßen. Jakobus, Petrus und Johannes werden im Neuen Testament einmal die „Säulen“ genannt, die „Säulen“ der Urgemeinde in Jerusalem. Genau so eine Säule ist auch Veit gewesen, nicht nur ein Urgestein dieser Initiative, sondern ein unablässiger Begleiter, Impulsgeber – und ein Schwerarbeiter. Anders kann ich es nicht sagen. Unzählige Briefe hat er verfasst, um andere, bei denen er ähnliche Gedanken vermutete, auf uns aufmerksam zu machen. An all unseren Treffen hat er teilgenommen, unsere Tagungen hat er nicht nur besucht, sondern sehr aktiv mitgestaltet, insbesondere als hochtalentierter Conférencier des Creativcafés Reich Gottes, das immer ein fester Bestandteil dieser Zusammenkünfte gewesen ist. Und hier in Karlsruhe hat Veit mehrere Reich-Gottes-Mahlfeiern gestaltet.
Der Botschaft Jesu vom Reich Gottes hier und jetzt galt sein ganzer Einsatz, bis zum Schluss, ja, bis ganz zum Schluss, was mich sehr, sehr berührt. Unsere Zusammenarbeit erlebte jetzt, in den letzten Wochen, noch einmal einen Höhepunkt. Veit war schwerkrank und trotzdem noch ungemein aktiv. Er hatte erfahren, dass die alt-katholische Zeitschrift „Christen heute“ ihre April-Nummer unter das Thema stellen wollte: „Das Reich Gottes ist nahe?“ (Fragezeichen) Und durch seine hervorragenden Kontakte zur Schriftleitung hat er es ermöglicht, dass auch wir unter dem Titel: „Reich Gottes – ‚mitten unter euch‘“ unsere Position darlegen konnten. In der April-Nummer 2023, in seinem letzten Lebensmonat!
Veit hat das Reich Gottes gelebt. Er hat sich für das Richtige eingesetzt, für Gerechtigkeit und Frieden, für Menschen weltweit und auch ganz in der Nähe. Und er hat alles in seiner Kraft Stehende getan, dass das jesuanische Evangelium Kreise zieht: dass es darauf ankommt, hier und jetzt gut und richtig zu leben, dass wir dann am Reich Gottes teilhaben und deshalb wirklich glücklich, ja „selig“ sind. „Selig, denn ihrer ist das Reich Gottes“, sagt Jesus zu solchen Menschen. Und dann ist es auch Veit gewesen – „selig“ in seinem Einsatz für die Botschaft Jesu.
Claus Petersen