„Die Verkündigung des Reiches Gottes war das oberste Bestreben Jesu…“

„…, und der Gedanke hieran stand im Mittelpunkt seines Denkens. Was er auch immer darunter verstand, davon zu sprechen lag ihm mehr am Herzen als über irgendetwas sonst. Der Gedanke daran bildete den Hintergrund seiner gesamten Lehrtätigkeit, und der Wunsch, diesen Gedanken im Leben der Menschen wirksam zu machen, war der oberste Beweggrund seiner Wirksamkeit. Nicht nur lebte er dafür, sondern er starb dafür.

Kein Versuch ist jemals gemacht worden von Seiten der Christenheit als Ganzem, die Idee des Königreichs Gottes, wie Jesus sie verstand, zu verwirklichen. Sie ist dem Wortlaut nach gelehrt worden, weil sie im Gebet des Herrn enthalten ist, aber sie ist unbeachtet geblieben ihrem Wesensgehalt nach. Und was ihren ganzen wirklichen Einfluss betrifft, den sie auf die geschichtliche Entwicklung des Christentums gehabt hat, so könnte sie ebenso gut überhaupt niemals verkündigt worden sein. Die christliche Kirche war nie dasselbe wie das Reich Gottes, weder tatsächlich noch ihrem Streben nach, und dies hatte zur Folge, dass für das Reich Gottes niemals die wirkliche Möglichkeit bestand, das zu werden, was Jesus darunter verstand, nämlich die oberste Tatsache des religiösen Lebens, des individuellen wie des sozialen.“

Aus der Rede des Rev. T. Herford zum Abschluss der ersten Versammlung der „Vereinigung unitarischer und anderer freier christlicher Gemeinden Englands“ in Manchester (entnommen aus dem Artikel „Reich-Gottes-Verkündigung – Jesus lebte und starb dafür. Ein keineswegs veralteter Beitrag aus der ‚Warte‘ von 1929“, in: Die Warte des Tempels. Monatsschrift für offenes Christentum, November 2012, 159f., der wiederum aus der Ausgabe der „Warte“ vom 31. Mai 1929 zitiert)


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