Rezension von Pfr. i.R. Dr. Wieland Zademach, Unkel

Originalartikel

Die Welt- und Lebensbezogenheit des Reiches Gottes bildet den roten Faden dieses Kalendariums, mit dem sich der unermüdliche Reich-Gottes-Streiter – in seinen Büchern ebenso wie in seiner praktischen Arbeit als Cityseelsorger in Nürnberg – nun bereits seit einer Reihe von Jahren als Jahresbegleiter empfiehlt. Denkanstöße im Horizont des Reiches Gottes sind hier mit großer Sorgfalt zusammengetragen aus der ganzen Bandbreite der Schöpfungsökumene. Biblische Texte finden ebenso Verwendung wie Quellen aus anderen Religionen; Weisheiten aus Philosophie, Literatur- und Kulturgeschichte werden gebündelt unter dem Focus der Reich-Gottes-Botschaft und gleichzeitig bezogen auf jeweilige Tagesgedenkanlässe. Dabei reicht das Spektrum vom Gedenken an Elisabeth von Thüringen über den Internationalen Tag für die Erhaltung der biologischen Vielfalt bis hin zu den Ostermärschen gegen die Gefahren der Atomtechnik und die Erklärung der Charta 77 in der damaligen Tschechoslowakei, die einen wichtigen Impuls zur Überwindung des Eisernen Vorhangs darstellt. Entsprechende Hinweise an den jeweiligen Tagen und ausführliche Quellenangaben am Ende des Kalenders erleichtern die Nutzung und laden ein zur Vertiefung – sie machen das Büchlein zu einem gut handhabbaren Adhoc-Werkheft für allerlei Anlässe wie Andachten, Gesprächsimpulse etc.

Wenn denn in der Tat die Themenkomplexe des „Konziliaren Prozesses für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ legitime Bereiche des Reiches Gottes und seines Werdens und Wachsens mitten unter uns sind, dann werden dessen Dimensionen hier spirituell wie auch praktisch reichhaltig aufgefächert. Wenn etwa am 3. Februar Nikolai Berdjajew zu Wort kommt: „Die Sorge um mein tägliches Brot ist eine materielle Frage. Die Sorge um das Brot meines Bruders ist eine geistliche Frage“. Oder wenn in der Woche nach Pfingsten am 30. Mai Bonhoffers Meditation zur friedlichen Sprachverständigung in Bezug gesetzt wird zur Uraufführung von Benjamin Brittens War-Requiem anlässlich der Einweihung der wiedererbauten Kathedrale von Coventry im Jahre 1962. Auch Querverbindungen lassen sich gut herstellen wie etwa von dem Konfuziuswort, dass „der Weise sich am Wasser, der Tugendhafte an den Bergen“ erfreut (25. August) zu der Meditation von Theodor W. Adorno von einer „befreiten Welt“, die durch Widersprüche und Konflikte und immerwährendes Scheitern hindurch nur im Widerstand erreichbar scheint (6. September)…

Ein Jahresbegleiter, der anregt zum Nachdenken und Impulse setzt für eigene Schritte im Reich Gottes für diese Welt!


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