Rücksichtsloser Rohstoffabbau: Inspiration
INSPIRATION
Rohstoff
Der kalte Geist erfand den Roh-Stoff
Man sprach einmal von Boden-Schätzen
Wir schätzen jetzt das Endprodukt
Der Rohstoff tritt nicht in Erscheinung
Doch auf dem Weg zum Endprodukt
Lässt er Verwüstung hinter sich
Verseuchtes Meer, zerstörtes Land
Konflikt, Gewalt und Krankheit, Tod
Was da in der Erde liegt
Hat noch keinen Fluch in sich
Zum Monster wird es erst gemacht
Was Menschengeist sich ausgedacht
Er umgibt sich dicht mit Waren
Der reiche Teil der Spezies Mensch
Will so dem Dasein Glanz verleihen
Verbraucht die Stoffe ohne Maß
Der Konzern, gewinngetrieben
Kann sich keine Grenzen setzen
In Leib und Leben steckt das Maß
Bedarf, Bedürfnis und Genuss
Aus gleichem Stoff und selbst Natur
Der Erde ist der Leib verwandt
Verletzlich wie die zarten Glieder
Ist auch die raue Haut der Erde
Hans Bischlager
(Hans Bischlager, Entschieden wird im Untergrund. Politische Gedichte, Hamburg 2017, S. 10f.)
„The company gets the gold, the community gets the shaft“ – die Firma erhält das Gold, die Allgemeinheit die Grube
Paul Robinson, Bergbauexperte des Southwest Research and Information Center (SRIC) in Albuquerque/New Mexico,
zu den durch den Bergbau geschädigten und dringend sanierungsbedürftigen Landschaften (zitiert aus: Uran-Atlas, S. 28)
Ethnologen beschäftigen sich schon lange damit, wie sich die Einführung von Warenökonomie und modernem Geld auf Gesellschaften auswirkt, die bislang überwiegend für die Eigenversorgung produziert haben. Ich persönlich bin durch meine Forschungen über den informellen Goldbergbau in Burkina Faso (Westafrika) auf das Thema gestoßen. Obwohl man dort mit einem guten Goldfund schnell viel Geld verdienen kann, beteiligen sich einige kleinbäuerliche Gemeinschaften nicht daran. Sie glauben, dass das so verdiente Geld keinen dauerhaften Wohlstand schafft. Das hat auch mit religiösen Vorstellungen zu tun: Geld aus dem Goldbergbau gilt als schlecht oder „bitter“, weil es einer Aktivität entstammt, die von der Erdgottheit nicht gutgeheißen wird.
Katja Werthmann, Ethnologin und Afrikawissenschaftlerin
(zitiert aus: Ilona Koglin, Marek Rohde, Für eine bessere Welt, Teil 4: „Das liebe Geld“,
in: Humanwirtschaft 03/2008, S. 2–7; Zitat: S. 6)

