Lebensraum Korallenriff (2): Kaltwasserkorallen – Juwelen der Tiefsee

Ende des 20. Jahrhunderts wurde bekannt, dass Korallen nicht nur im warmen Wasser von tropischen und subtropischen Ozeanen vorkommen, sondern auch in kühlerem und kaltem Wasser bei Temperaturen weit unter 20 Grad Celsius und teilweise in Tiefen von vielen hundert Meter in völliger Dunkelheit leben. Das über 400 Kilometer lange KALTWASSERRIFF vor der Küste Mauretaniens ist das bislang größte bekannte Kaltwasserriff der Welt. Ein Gürtel dieser Korallenriffe erstreckt sich entlang des europäischen Kontinentalrands von der iberischen Halbinsel bis zum Nordkap.

Von den mehr als 5.000 weltweit bekannten Korallenarten kommen etwa 3.400 Arten in Wassertiefen zwischen 50 und 6.000 Metern vor. Korallenarten, die in kühlerem und kaltem Wasser bei Temperaturen weit unter 20 Grad Celsius und in Wassertiefen von mindestens 40 Metern bis hinab zu 3000 Metern leben, bilden Tiefwasserriffe. Hier herrscht eine konstante Kälte von vier Grad, und kein Lichtstrahl reicht so tief.  Kaltwasserkorallen zählen zu den faszinierendsten und auch ökologisch bedeutsamsten Lebewesen unserer Meere. Während Warmwasserkorallen in einer besonderen Symbiose mit einzelligen Algen stehen und so auch das Sonnenlicht nutzen, sind Kaltwasserkorallen ganz auf die Jagd angewiesen. Um immer genug Nahrung zu haben, leben sie bevorzugt in Gebieten mit starker Wasserströmung, an unterseeischen Bergen und den Abhängen der Festlandssockel. Dort erfüllen sie eine wichtige ökologische Funktion, indem sie Strukturen schaffen, an, auf, unter, zwischen denen andere Organismen einen Lebensraum finden, der ohne die Korallen nicht vorhanden wäre. Sie dienen unter anderem Fischen der Hoch- und Tiefsee als „Kinderstuben“, in denen Jungfische Nahrung und Schutz vor Räubern finden.

Auch diese Kaltwasserriffe sind durch menschliche Einflüsse in ihrer Existenz bedroht. Neben der Versauerung und Verschmutzung der Meere stellen moderne Fischfangmethoden die größte Bedrohung für diesen Lebensraum dar. Ein einziges Grundschleppnetz kann in wenigen Minuten ein Riff zerstören, das über Jahrtausende gewachsen ist. Eine weitere Bedrohung für die Kaltwasserkorallen ist die zunehmende Bebauung der Meere.


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