Nachlese zur Tagung in Eisenach

Zwei Schwerpunkte haben unsere diesjährige Tagung inhaltlich bestimmt und zu einer sehr bereichernden werden lassen. Zunächst war da die Feier unseres 15-jährigen Bestehens, verbunden mit der Rückschau darauf, was die Initiative den Einzelnen bedeutet, aber auch mit der Diskussion möglicher Perspektiven für unsere künftige Arbeit. Dabei wurde sehr schnell klar, dass es bei aller theologischen und wissenschaftlichen Reflexion immer auch darum geht, das Geglaubte im täglichen Leben umzusetzen und erfahrbar zu machen. So bildete der zweite Schwerpunkt, Dietrich Bonhoeffers Leben und Solidaritäts-Christologie, die uns Renate Wind in ihrem unglaublich lebendigen Vortrag nahebrachte, einen perfekten Kontrapunkt. Für Bonhoeffer hatte „Nachfolge“ eine unmittelbare politische und soziale Dimension, „Christus“ steht bei ihm synonym für Frieden und soziale Gerechtigkeit, und das drängt zum praktischen Handeln – um ihn zu zitieren: „Christus hat sein Leben auf dieser Erde noch nicht zu Ende gebracht.“ Das bedeutet für Bonhoeffer auch, schuldig werden zu müssen, denn wer sich um der eigenen Unschuld willen heraushält, „ist blind für die heillosere Schuld, die er gerade damit auf sich lädt.“

Unser intensiver Austausch über das Vergangene und die Wünsche für die Zukunft ergab in erster Linie, dass es gerade dieser Austausch ist, der uns zusammenhält, den Einzelnen weiterhilft und die Initiative voranbringt. Viele berichteten, Claus Petersens theologische Arbeit und die Initiative seien ihnen Ermutigung gewesen, kritische Fragen an die offizielle Glaubenslehre nicht ad acta zu legen. Und nicht nur das, sie haben auch lange gesuchte Antworten bekommen, immer wieder Ermutigung erlebt und sich aus alten, übergestülpten Glaubensgefängnissen befreien und zu einem der Welt zugewandten Glauben finden können.

So ist es wenig verwunderlich, dass sich viele eine künftige Intensivierung dieses Austauschs wünschen, nicht nur theologisch, sondern vor allem darüber, wie die/der Einzelne dem Reich Gottes ganz praktisch auf der Spur ist: Aktivitäten, Erfahrungen, Kontakte zu politischen und sozialen Initiativen und Ortsgemeinden, Gottesdienstformen. Eine gemeinsame Tagung und Reich-Gottes-Feier pro Jahr wird daher von allen als unabdingbar gesehen. Dazu wünschen sich viele auch kürzere und regionale Treffen, z. B. in Form eines gemeinsam begangenen Tages mit thematischem Schwerpunkt – und natürlich Reich-Gottes-Feier, sie ist den meisten äußerst wichtig. Ohne dass schon jemand etwas Konkretes hätte vorschlagen können, wurde thematisiert, dass wir in 15 Jahren lediglich 160 UnterzeichnerInnen unseres Positionspapiers gewinnen konnten und dass uns, salopp gesagt, der Nachwuchs fehlt. (Der Schreiber dieser Zeilen gehört zu den Jüngsten, ist aber demnächst auch schon Mitte fünfzig.) Wir müssen, auch dies ein Ergebnis unserer Diskussion, darüber nachdenken, wie wir anschlussfähiger werden an Kirchenmitglieder und außerkirchlich Engagierte. Und gerade hier sind die o. g. Erfahrungen Einzelner unsagbar wertvoll. Weitere Anregungen betrafen unsere Website, für die ein Diskussionsforum und eine Möglichkeit zum Austausch von Dateien gewünscht wurden.

Machen wir uns nichts vor: Das ist Arbeit, die einer/eine alleine niemals wird stemmen können!

Claus und Irene Petersen haben in den letzten 15 Jahre vieles alleine organisiert, v. a. die Jahrestagung – dafür sei an dieser Stelle einmal sehr, sehr herzlich gedankt! Er wird jetzt ein Sabbatjahr nehmen und möchte generell die Verantwortung langfristig abgeben. Das heißt vor allem, dass schon die Tagung 2018 von anderen organisiert werden muss. Wer hieran mitarbeiten möchte, wende sich gerne an Christian Schäfer-Neth, Veit Schäfer und Klaus Simon.

Ein erster konkreter Schritt wurde in Eisenach verabredet: Oranna Naudascher-Wagner (Hamburg) und Christian Schäfer-Neth (Kiel) werden eine Regionalgruppe Nord auf den Weg bringen – herzlichen Dank an Veit Schäfer, der es in Karlsruhe schon vormacht!

Text: Christian Schäfer-Neth


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